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„Wo ich bin, ist das Chaos! „

Interview mit einem populären Anti-Typen

„Wo ich bin, ist das Chaos! „
Hello again, Homer! Sie strahlen heute so. Das hat mein Chef, Mr. Burns, auch schon gesagt. Er meint, solange nur ich strahle, ist alles okay, oder so ähnlich. Sie sind zuständig für die Sicherheit im AKW in Sektor 7G. Andererseits habe ich gehört, dass Sie gern einen trinken.

Sie sind zuständig für die Sicherheit im AKW in Sektor 7G. Andererseits habe ich gehört, dass Sie gern einen trinken.

Ja, warum denn nicht? Das ist meine Art der Stressbewältigung: Wenn’s mir zu viel wird, gehe ich auf ein, zwei, drei Bierchen in die Kneipe. Wenn ich mich nicht täusche, macht Ihr das in der realen Welt auch so. Zum Beispiel wurde der Gau von Tschernobyl angeblich ausgelöst, weil einer der Herren im Suff austesten wollte, wie lange so ein Reaktor ohne Kühlung funktioniert. So was mache ich nicht! Bei mir läuft der Laden von ganz allein. Das sagt auch Mr. Burns.

Ich bin entsetzt.

Jetzt will ich Ihnen mal was sagen: Niemand auf der Welt hat so viele Beinahe-Kernschmelzen hinter sich gebracht wie ich. Und was ist passiert: Nichts, rein gar nichts! Ich habe gelesen, dass bei Ihnen die Bewohner der Stadt Köln bei solchen Gelegen-heiten immer zu sagen pflegen: Et hätt no emmer joot jejange. Ha, ha, das gefällt mir, das würde auch Mr. Burns gefallen.

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Jetzt bleiben Sie doch mal ernst! Ich will mit Ihnen über die Sicherheit in Ihrem AKW reden.

Nur zu! Wir sind in allen Standards top. Unser Werk läuft wie am Schnürchen. Ich verstehe gar nicht, warum Sie sich so aufregen. Nehmen wir doch mal Ihre Kernkraftruine Fukushima. Die haben immer noch jede Menge Hot Spots mit Strahlungen von zehn Sievert pro Stunde. Da strahlt unsereiner, doch für euch echte Menschen ist das absolut tödlich.

Was hat Fukushima mit Ihrem AKW zu tun?

Das ist ein Fall, wie er selbst unseren Serienautoren in ihren kühnsten Träumen nicht einfällt. Dazu kann ich nur den Witz vom Pessimisten und vom Optimisten erzählen. Der Pessimist sagt: Schlimmer kann’s nicht mehr kommen. Da lacht der Optimist: Oh doch!

Mir ist bei diesem Thema nicht nach Witzen zumute. Sind Sie mit Ihrem IQ von 55 überhaupt qualifiziert für diesen Job?

105! Mein IQ beträgt 105. Nur weil ich mir als Kind einen Wachsmalstift durch das Nasenloch ins Gehirn gestopft habe, wurde er auf 55 reduziert; aber eigentlich sind es 105.

Aber die 55, die bei Ihnen gemessen wurden, sind verdammt dürftig. Damit liegen Sie noch unter einem durchschnittlichen Schimpansen, und den lässt man ja auch nicht in einem Kernkraftwerk über die Sicherheit wachen.

Mr. Burns behauptet, dass nach mir die kleinste messbare Intelligenzeinheit benannt wurde. Zum Beispiel soll ein Pullover zwei Simpson haben und eine Maus vier. In der Welt, in der ich lebe, erfüllt mich das mit einem gewissen Stolz. Aber in Fukushima hat zum Beispiel ein Mediziner der Betreibergesellschaft TEPCO den Arbeitern gesagt, sie sollten fleißig lächeln, denn wer lächele, dem mache die Strahlung nichts aus. Die armen Teufel haben das sogar geglaubt – das ist eure Realität. Wenn ich so was verzapfen würde, dann hieße es gleich wieder: Guckt mal, der blöde Homer.

Das habe ich nicht gesagt.

Aber gedacht. Was das Thema Verantwortungslosigkeit betrifft, können wir euch nichts vormachen. Ich habe den Eindruck, dass ihr unser Credo eins zu eins übernommen habt: Wo wir sind, ist das Chaos, aber leider können wir nicht überall sein!

GESPRÄCH: NORBERT LEWANDOWSKI

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