Anzeige
1 Monat GRATIS testen, danach für nur 9,90€/Monat!
Startseite »

2000 Jahre Taschengeld

Astronomie|Physik

2000 Jahre Taschengeld

SO IST DAS MIT den Kindern: Man bespricht mit ihnen, wie viel Taschengeld sie bekommen, sie versprechen, damit gut auszukommen – aber es reicht hinten und vorne nicht. Sparappelle nützen da gar nichts. Der Vorschlag, das Geld anzulegen und es durch die Zinsen zu vermehren, stößt auf pures Unverständnis.

„Wenn du das Geld auf die Bank bringst und in Ruhe lässt, vermehrt es sich von ganz alleine“, versuchte ich meine Tochter Maria zu belehren.

„Bei mir wird das Geld aber automatisch immer weniger.“

„Klar, weil du es ausgibst.“

„Natürlich – dazu ist das Geld doch da!“

Anzeige

„Du könntest es aber auch auf die Bank…“, ich verstummte, weil ein Schreikrampf von Maria kurz bevorstand. Außerdem hatten wir das Thema schon mal.

Nach einiger Zeit versuchte ich es nochmal. „Wenn du bei Christi Geburt 100 Euro angelegt hättest, dann hättest du jetzt Milliarden und könntest locker von den Zinsen leben!“

„Bin ich Jesus?“, war Marias giftige Gegenfrage.

Aber der Gedanke arbeitete in ihr. Nach einiger Zeit fragte sie: „Wie kommt denn eigentlich bei dem bisschen Zins so eine gigantische Summe zusammen?“

Jetzt bewegten wir uns auf ungefährlichem mathematischem Terrain, und diese Chance nutzte ich natürlich: „Angenommen, du bringst 100 Euro auf die Bank und lässt sie liegen. Wie viel hast du dann nach einem Jahr?“

„Kommt auf die Zinsen an.“

„Richtig. Sagen wir, der Zinssatz liegt bei 2 Prozent.“

„Dann kommen 2 Prozent dazu, also 2 Euro. Dann habe ich 102 Euro. Toll“, meinte sie verächtlich.

„Und im nächsten Jahr?“

„Nochmal lächerliche 2 Euro.“

„Das sollten wir genau überlegen, denn das ist der Punkt, auf den es ankommt: Wenn in jedem Jahr nur 2 Euro dazu kämen, hättest du bis heute – rund 2000 Jahre nach Christi Geburt – nur 2000 mal 2, also 4000 Euro Zinsen. Das würde sich wirklich nicht lohnen.“ Maria sagte nichts, also machte ich weiter: „Der Witz ist, dass du im zweiten Jahr nicht nur auf die 100 Euro, sondern auch auf die 2 Zins-Euro Zinsen bekommst, die so genannten Zinseszinsen.“

„Viel kann das ja nicht sein.“

„Wir rechnen es einfach aus. Bei 2 Prozent Zinsen musst du den Betrag immer mit 1,02 multiplizieren. Dann hast du im zweiten Jahr 104,04 Euro, also 102 mal 1,02.“

„Wow!“, kommentierte Maria ironisch. „Im dritten Jahr muss ich den Betrag dann wieder mit 1,02 multiplizieren, und im vierten und im fünften… wie viel ist es dann nach 10 Jahren?“, fragte sie.

„Das ist ganz einfach: 1,02 hoch 10 – also 10-mal mit sich selbst multiplizieren – und dann das Ganze mit 100 Euro malnehmen. Das rechnen wir mit dem Taschenrechner aus.“ Große Enttäuschung: Er zeigte nur 121,90 Euro.

„Toll ist das aber noch nicht. Gib mal her“, sagte sie und tippte 1,02 hoch 100 mal 100 Euro ein. Ergebnis: 724,46. Maria machte weiter: 1,02 hoch 1000 mal 100 Euro – ergibt 39 826 465 165,81. Diese Zahl musste sie erst mal übersetzen: „Nach 1000 Jahren über 39 Milliarden!“ Jetzt war die Begeisterung echt. „Und nach 2000 Jahren?“, fragte ich.

„Das ergibt…“, sie tippte und zeigte mir die Zahl auf dem Display: 15 861 473 276 037 127 496,19. „Papa, lies mir die Zahl vor!“

„15 Trillionen 861 Billiarden 473 Billionen 276 Milliarden 37 Millionen 127 Tausend 496 Euro und 19 Cent.“

„Da bräuchte ich tatsächlich kein Taschengeld mehr“, lautete Marias trockener Kommentar. Endlich hatte ich sie überzeugt.

Anzeige

Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

  • Wie kann die Wissenschaft helfen, die Herausforderungen unserer Zeit zu meistern?
  • Was werden die nächsten großen Innovationen?
  • Was gibt es auf der Erde und im Universum noch zu entdecken?

Hören Sie hier die aktuelle Episode:

Aktueller Buchtipp

Sonderpublikation in Zusammenarbeit  mit der Baden-Württemberg Stiftung
Jetzt ist morgen
Wie Forscher aus dem Südwesten die digitale Zukunft gestalten

Wissenschaftslexikon

Kon|zert|sän|ger  〈m. 3; Mus.〉 Sänger in Konzerten, Oratorien u. Liederabenden

Er|in|ne|rungs|tech|nik  〈f. 20; unz.〉 Technik der erzählenden Dichtung, bei der eine Gestalt Erinnerungen erzählt, die die Haupthandlung bilden

Nifl|heim  〈meist n.; –s; unz.; meist ohne Artikel; nord. Myth.〉 Reich der Kälte, die Unterwelt, Totenreich [nddt., ”Nebelwelt“]

» im Lexikon stöbern
Anzeige
Anzeige
Anzeige