Die Erde besitzt eine gewaltige Narbe: Im Bereich der mexikanischen Halbinsel Yucatan finden sich die Überreste eines Kraters, der einen Durchmesser von etwa 190 Kilometern aufweist. Der sogenannte Chicxulub-Krater wurde vermutlich von einem Asteroiden verursacht, der einen Durchmesser von 10 bis 15 Kilometern besaß und Datierungen zufolge vor etwa 66 Millionen Jahren in die Erde raste. Zur gleichen Zeit verschwanden die meisten Tierarten der Kreidezeit von der Bühne der Evolutionsgeschichte. Deshalb nimmt man an, dass der Asteroideneinschlag für das Ende dieser Ära verantwortlich war.
Die neuen Belege des Effektes des Chicxulub-Einschlags haben Forscher um Johan Vellekoop von der Universität Utrecht in marinen Sedimentgesteinen im heutigen US-Bundesstaat Texas entdeckt. Sie sind etwa 66 Millionen Jahre alt und weisen buchstäblich einschlägige Eigenschaften auf: Die Forscher fanden in den Gesteinsproben ungewöhnlich hohe Konzentrationen des seltenen Elements Iridium. Ihnen zufolge stammen sie mit hoher Wahrscheinlichkeit von Ablagerungen, die im Rahmen des Asteroideneinschlags entstanden sind. Außerdem fanden die Forscher Schichten zertrümmerter Muschelschalen. Es sei sehr wahrscheinlich, dass sie durch den gewaltigen Druck der riesigen Wellen entstanden sind, die nach dem Einschlag um die Erde rasten.
Mindestens sieben Grad kälter
Doch die Forscher gingen mit ihren Untersuchungen noch weiter ins Detail: Sie unterzogen die Gesteinsproben einer Analysemethode, die Rückschlüsse auf die Wassertemperaturen zulässt, die bei ihrer Entstehung einst herrschten. Merkmale von eingebetteten Überresten von Lipiden im Gestein dienen dabei als Informationsquelle. Vergleiche von Gesteinen aus der Zeit vor und nach dem Einschlag zeigten: Die Temperaturen waren drastisch gefallen – vermutlich um mindesten sieben Grad Celsius, legen die Analyseergebnisse nahe.
Den Forschern zufolge untermauert dieses Ergebnis klar eine Abschirmung des Sonnenlichts durch Partikel, die der Einschlag in die Erdatmosphäre gewirbelt hatte. Damit nimmt das Untergangsszenario am Ende der Kreidezeit nun klarere Umrisse an. Der globale Winter hatte sicherlich drastische Folgen für das Leben auf dem Land und in den Meeren. Weniger Sonnenlicht und kalte Temperaturen brachten die Biomassenproduktion vermutlich zum Einbruch. Die ganze Pracht der kreidezeitlichen Tierwelt war damit dem Untergang geweiht. Nur wenige Arten konnten überleben und bildeten die Grundlage der weiteren Evolutionsgeschichte auf unserem Planeten.