Aus Gaslagern in der Erdkruste entströmt mehr Ethan und Propan als gedacht. Die Gase entstehen zusammen mit Methan in unterirdischen Lagern und vulkanisch aktiven Regionen. Das haben italienische Geologen herausgefunden, als sie die Konzentration der Gase in der Luft an 238 Stellen auf der Welt untersuchten. Diese Erkenntnis schließt eine Lücke in der Bilanz von Klimamodellen.
Bisher schrieben Wissenschaftler die Entstehung der Gase hauptsächlich Pflanzen und Bakterien sowie der Nutzung von Kraftstoffen durch Menschen und dem Ackerbau zu. Diese Quellen erklären eine Produktion von 10 Megatonnen Propan pro Jahr und ebenso viel Ethan. Wissenschaftler kamen bei Messungen jedoch auf Propanwerte, die auf einen Ausstoß von mindestens 15 Megatonnen im Jahr hindeuten. Die fehlenden 5 Megatonnen sickern größtenteils aus dem Erdreich an die Oberfläche und ein kleinerer Teil entweicht aus vulkanischen Quellen, fanden die italienischen Forscher nun heraus.
Für ihre Hochrechnungen benutzten die Forscher die Konzentration von Methan, dem häufigsten Gas aus der Familie der Alkane, der auch Ethan und Propan angehören. Methan entsteht ähnlich wie Erdöl unterirdisch aus organischem Material unter Druck und Hitze während Millionen von Jahren. Diese Lagerstätten enthalten neben Methan stets auch einen kleinen Anteil anderer Alkane. Aus früheren Studien ist bekannt, wie viel Methan aus der Erdkruste quillt.
Eine weitere Entstehungsquelle für alle drei Gase sind vulkanische Regionen. Die Forscher beobachteten, wie viel Ethan oder Propan an den untersuchten Stellen auf eine bestimmte Menge Methan kamen, und übertrugen dieses Verhältnis auf die Ausstoßrate. Demnach stammen mindestens 17 Prozent des Ethan-Ausstoßes und 10 Prozent des Propans in der Atmosphäre aus der Erde.
Giuseppe Etiope (Istituto Nazionale di Geofisica e Vulcanologia, Rom) und Paolo Ciccioli (Istituto di Metodologie, Chimiche): Science, Bd. 323, S.478 ddp/wissenschaft.de ? Martin Rötzschke