Die Hoffnungen auf Hale-Bopp sind sehr hoch gesteckt: Alle Amateur-Astronomen erwarten ihn mit schußbereiter Kamera – die Prognosen sagen eine spektakuläre Erscheinung voraus, einen so hellen länglichen Nebelfleck, daß auch der flüchtige Blick zum Nachthimmel an ihm hängenbleibt. (Über die besten Beobachtungsmöglichkeiten informieren sie unsere Grafiken.)
Die Profis erwarten ihn mit ihrem ganzen Arsenal an Untersuchungsmethoden: Er soll in der Reihe der Schrittmacher, die die Kometen bisher für die astronomische Forschung waren, einen neuen Höhepunkt markieren.
Ein Geheimnis allerdings ist bereits gelüftet, nämlich das um den Schweif der Himmelskörper. Nachdem Gustav Robert Kirchhoff und Robert Wilhelm Bunsen um die Mitte des vergangenen Jahrhunderts die Methode der Spektralanalyse entwickelt hatten, konnte der italienische Astronom Giovanni Battista Donati an „seinem Kometen“ von 1858 erstmals die Schweifzusammensetzung studieren. Dabei kam heraus, daß der breite, leicht geschwungene Schweif lediglich das Sonnenlicht reflektierte. Er bestand offenbar aus feinen Staubteilchen, die im Sonnenlicht aufleuchteten.
Demgegenüber mußten Teile des Kometenkopfes und die Materie im Bereich eines zweiten, recht geradlinig verlaufenden Schweifes auch selbst Licht aussenden. Denn hier sah Donati helle, leuchtende Spektrallinien beziehungsweise schmale Bänder. Diese geradlinigen Schweife bestanden also offenbar aus Gasteilchen, die durch eine geheimnisvolle Kraft zum Leuchten angeregt wurden.
Damit mußten aber auch die Kometen selbst aus Gas und Staub bestehen. Unklar blieb zunächst nur, ob sich das Gas als Eis auf einzelnen Staubkörnern niedergeschlagen hatte, die im lockeren Verbund ähnlich einer fliegenden Sandbank die Sonne umrundeten, oder ob ein Komet einen festen, zusammenhängenden Kern besitzt. Erst in der Mitte unseres Jahrhunderts wurde dieses Geheimnis weitgehend gelöst, durch ein Modell, das Kometen als „schmutzige Schneebälle“ betrachtet.