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Der Schrecken des Kambriums

Astronomie|Physik Erde|Umwelt

Der Schrecken des Kambriums
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Seemonster aus dem Kambrium: Über und vor dem Kopf trug Hurdia victoria einen Panzer. Unterhalb der Augen öffnet sich ein Maul mit mehreren Zahnreihen. Der Urahn der Gliederfüßer maß aber nur 20 Zentimeter. Zeichnung: Marianne Collins
Ein gefräßiges Seemonster machte vor rund 500 bis 540 Millionen Jahren die Ozeane unsicher: Mit einem langen Schutzschild vor dem Kopf und mehreren Zahnreihen bewaffnet jagte das Hurdia victoria genannte garnelenähnliche Tier auf dem Meeresboden. Aus Hunderten von Fossilfunden hat ein internationales Forscherteam um Allison Daley von der Universität in Uppsala nun das rund zwanzig Zentimeter messende und damit für heutige Verhältnisse eher kleine Seeungetüm rekonstruiert. Hurdia muss ganz am Fuße des Stammbaums der sogenannten Gliederfüßer stehen, zu denen heute die Insekten, Spinnen und Krebstiere zählen.

Das Meerestier Hurdia gehört zu den sogenannten Anomalocarididen, unüblichen Garnelen, die zur Zeit des Kambriums vor rund 500 Millionen Jahren lebten. Wegen ihrer im Vergleich zu ihren Zeitgenossen großen Körpergröße und der ausgeprägten Zähne hatten Wissenschaftler den Meeresräubern schon den Spitznamen „Tyrannosaurus rex des Kambriums“ verliehen. Schon vor hundert Jahren hatten Wissenschaftler zum ersten Mal Fossilteile von Hurdia beschrieben. Die Zuordnung war jedoch meist falsch: Die Wissenschaftler ordneten die verschiedenen versteinerten Körperteile ganz unterschiedlichen Organismen zu, etwa Quallen, Seegurken oder Krebstieren.

Das Team um Daley fügte nun das Puzzle neu zusammen: Hurdia hatte ein Maul mit kreisrundem Kiefer, besetzt mit bis zu fünf Zahnreihen. An beiden Mundwinkeln befanden sich klauenartige Fortsätze. Zwei Augen lugten rechts und links hervor. Über dem Kopf wölbte sich ein Panzer, der weit nach vorn überragte. Offensichtlich hatte der Panzer aber keine Schutzfunktion für den Körper, wie etwa bei heutigen Krebstieren oder Käfern: Er war innen hohl. Das Schutzschild machte rund 40 bis 60 Prozent der Gesamtlänge des Tieres von maximal 20 Zentimetern aus. Hinter dem Kopfteil schlossen sich bis zu neun Körpersegmente an. Dort machten die Forscher auch Kiemenöffnungen aus. Mit einer kurzen Schwanzflosse konnte sich Hurdia fortbewegen.

Das kleine Seemonster jagte auf dem Meeresgrund nach Beute oder ernährte sich von Aas, schreiben die Forscher. Hurdia zählt zu den Urahnen der heutigen Gliederfüßer ? dem erfolgreichsten Tierstamm auf der Erde, zu denen Insekten, Spinnen und Krebstiere zählen. Durch die genauere Untersuchung von Hurdia wollen die Forscher nun herausfinden, wie der Körperbau, die Beine oder die Atemorgane heutiger Gliederfüßer entstanden sind.

Allison Daley et al.: Science, Bd. 323, S. 1597 ddp/wissenschaft.de ? Martin Schäfer
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