Futter für den Nachwuchs
Die Urtiere legten demnach ihre Eier in kleine Hohlräume innerhalb des Riffs. Anschließend packten sie die Höhlen mit selbstproduzierten Kügelchen voll, die maximal einen halben Millimeter dick waren. Nachdem der Nachwuchs geschlüpft war, baute er ein System aus mikroskopisch kleinen Gängen in diesem Nest. In diesem Labyrinth wuchsen wahrscheinlich Bakterien, die das organische Material der Kügelchen abbauten und die heute mit Kalzit gefüllten Röhren stabilisierten ? eine Art Mikrobengarten, wie McMenamin sagt.
Andere Erklärungen schließt der Forscher aus. So sei das Tier, das die Kügelchen ausschied, selbst definitiv zu groß gewesen, als dass es die winzigen Gänge hätte graben können. Außerdem nehme der Durchmesser der Gänge nach außen hin zu. Das sei logisch, die Jungtiere offenbar wuchsen, während sie sich vom Zentrum zum Rand des Nestes vorarbeiteten. Diese These zu belegen, ist allerdings schwierig, denn offenbar ist keines der Tiere, die die Gänge gegraben oder auch nur die Kügelchen dort platziert haben, erhalten geblieben.
Versteinerte Wabenstruktur als Zeuge
Es gibt jedoch Beispiele für ähnliches Verhalten, die möglicherweise mehr Daten liefern können. Dazu gehört vermutlich auch ein Fossil namens Paleodictyon (siehe Foto). Dabei handelt es sich vermutlich ebenfalls nicht um den Abdruck eines Tieres, sondern um ein sogenanntes Spurenfossil ? also um versteinerte Spuren eines Tiers. Das wabenförmige Muster von Paleodictyon tauchte erstmals in kambrischen Gesteinen auf, ist aber auch noch in wenige Millionen Jahre alten Schichten zu finden. 2009 berichtete ein Forscherteam um Peter Rona vom Fund eines ähnlichen Gangsystems im Meeresboden in der Nähe des Mittelatlantischen Rückens. Innerhalb der Röhren fanden die Forscher allerdings keine Lebewesen. Das Rätsel, wie die sechseckigen Muster entstanden sind, ist daher nach wie vor ungelöst. Einige Forscher vermuten auch hier einen Mikrobengarten, der Würmern als Nahrung diente. Rona selbst hält es auch für möglich, dass die Hohlräume das Skelett eines Schwammes nachbilden, der von anderen Wesen aufgefressen wurde.