Schnee, Eis und Grundwasser bilden im Februar und März eine so starke Last, dass der Nordpol um drei Millimeter nach unten gedrückt wird. Während die Nordhalbkugel schrumpft, dehnt sich die südliche Hemisphäre ein klein wenig aus, berichten Geoffrey Blewitt von der University of Nevada und Kollegen im Fachblatt Science (Bd. 294, S. 2342).
Punkte am Äquator werden im Februar und März um 1,5 Millimeter nach Norden gezogen. Im Laufe des Sommers kehrt sich die Deformation um. Im August und September rückt der Südpol nach unten, während sich die Nordhalbkugel ausdehnt. Mit dieser Schwingung reagiert die Erde als elastischer Körper auf Massenveränderungen an der Oberfläche, berichten die Forscher um Blewitt. Sie errechneten, dass pro Halbjahr etwa zehn Billionen Tonnen Wasser und andere Stoffe zwischen den beiden Halbkugeln ausgetauscht werden. Die Hauptrolle spielen vom Boden aufgenommene Feuchtigkeit, Schneebedeckung und die Atmosphäre.
Mit Hilfe des satellitengestützen Global Positioning System waren die Forscher in der Lage, winzige Verschiebungen der Stationspositionen zu registrieren. Sie verifizierten damit erstmals eine saisonale Schwingung der Erde, die schon von der Theorie vorhergesagt worden war. „Die Schwingung komprimiert die eine Halbkugel und dehnt die andere Halbkugel aus, wobei die Form der Erde nicht verändert wird“, schreiben Blewitt und seine Kollegen. „Trotzdem dehnt sie die Oberfläche, so dass auch die Lagekoordinaten beeinflusst werden.“
Ute Kehse