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Die Katze biss sich in den Schwanz

Astronomie|Physik Erde|Umwelt

Die Katze biss sich in den Schwanz
Kontinente kann man nicht beliebig eng zusammenquetschen. Als der Superkontinent Pangäa begann, sich selbst zu verschlingen, zerfiel die Landmasse schließlich durch die entstehenden Spannungen ? so die Theorie von Gabriel Gutiérrez-Alonso und seinen Kollegen. Sie tauften den Prozess „Selbst-Subduktion“.

Der sichelförmige Superkontinent Pangäa entstand vor 320 Millionen Jahren im Erdzeitalter Karbon durch die Vereinigung der Ur-Kontinente Gondwana (Afrika, Australien, Indien, Antarktis und Südamerika) und Laurussia (Nordamerika und Eurasien). Vor 200 Millionen Jahren, am Ende der Trias, als der Aufstieg der Dinosaurier begann, zerfiel der trockene Riesenkontinent, und die Landmassen drifteten wieder auseinander.

Bislang hatten Geowissenschaftler mehrere Theorien dazu, was den Zerfall ausgelöst haben könnte. So vermuteten viele Forscher, dass sich unter der dicken kontinentalen Kruste Pangäas Hitze aus dem Erdinneren staute, die die Landmassen schließlich auseinandertrieb. Andere vermuteten, dass die riesigen Gebirge an den Nahtstellen der Kontinente die treibende Kraft waren: Sie könnten unter ihrem eigenen Gewicht kollabiert sein, wodurch die große Landmasse zerbrach.

Gutiérrez-Alonso und seine Kollegen konnten nun die Abfolge verschiedener geologischer Prozesse auf Pangäa genauer als vorher rekonstruieren, weil verschiedene Gesteinsschichten auf aller Welt neu datiert worden waren. So kamen sie dem Prozess der „Selbst-Subduktion“ auf die Spur. Als Subduktion bezeichnen Geowissenschaftler den Prozess, bei dem ozeanische Platten im Erdinneren versinken.

Die Pangäa-Platte bestand nach Meinung von Gutiérrez-Alonso und Kollegen zum einen aus der gewaltigen Landmasse, zum anderen aber auch aus dem Ozean Paläotethys, der als große Meeresbucht in den Superkontinent hineinragte. Als Pangäa entstand, lag innerhalb der Paläotethys noch eine Spreizungszone, an der neue Ozeankruste entstand. Dieser mittelozeanische Rücken schob sich aber schließlich unter Pangäa, so dass die Paläotethys immer kleiner wurde. Dabei zog die abtauchende ozeanische Kruste das Südende von Pangäa hinter sich her.

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Die Forscher stellen sich Pangäa ähnlich wie eine Torte vor, der ein Stück fehlt ? also in etwa ähnlich wie die Computerfigur Pacman. Weil die Tortenenden immer enger zusammenrückten, wurde die Kruste im Zentrum des Superkontinents gestaucht. Es entstand ein Gebirgszug, dessen Reste sich heute von der Türkei über England bis nach Spanien ziehen, der so genannte Ibero-Armorikanische Bogen. Der Rand der „Torte“ wurde jedoch bis an die Grenze seiner Belastbarkeit gedehnt. Es entstanden mehrere Rift-Täler ähnlich wie heute in Ostafrika. Sie erstreckten sich speichenförmig vom Zentrum Pangäas zum Rand.

Eins der Rifttäler entwickelte sich schließlich zu einem neuen Ozeanbecken, der Neotethys. Dabei spaltete sich ein kleines Stück Land von Pangäa ab, es bildete sich ein neuer mittelozeanischer Rücken, an dem neue Kruste produziert wurde, und die Selbst-Subduktion kam zum Stillstand. Die Hinterlassenschaften der Selbst-Subduktion ? die zahlreichen Rifttäler, die heute zum Beispiel in Sibirien, Nordamerika, Norwegen und Madagaskar zu finden sind ? bildeten die Bruchkanten, entlang derer Pangäa schließlich zerfiel.

Gabriel Gutiérrez-Alonso (Universidad de Salamanca, Spanien): Nature Geoscience Online-Ausgabe, DOI: 10.1038/ngeo250 Ute Kehse
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