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DIE STEINZEIT-RECHNUNG

Astronomie|Physik

DIE STEINZEIT-RECHNUNG

Heute kam Christoph mit froher Miene aus der Schule. „Unser Mathelehrer ist krank!“ Aha, deshalb, dachte ich. Aber er ergänzte: „Wir hatten Marias Lehrer, und der hat uns einen seiner Tricks verraten.“

„Der kann tolle Tricks“, sagte Maria mit Besitzerstolz, denn er war schließlich ihr Lehrer.

Christoph ging nicht darauf ein, sondern nahm meiner Frau einfach die Zeitung aus der Hand und schrieb auf den Rand: 12 mal 23. Keiner sagte etwas, denn wir wussten, dass es sicher nicht darum ging, diese Aufgabe auf die übliche Art zu lösen.

„Wir schreiben die Zahlen so, wie es die Menschen vor 10 000 Jahren gemacht haben“, fuhr Christoph fort, „mit Strichen.“

„Also 12 und 23 Striche“, murmelte ich.

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„Nein“, wies mich Christoph zurecht, „einen Strich für die 10 und zwei für die 2.“ Er machte einen langen schrägen Strich oben links und mit einem gewissen Abstand – nach rechts unten versetzt – zwei weitere Striche.

„Für die 23″, wagte sich Maria vor, „zuerst zwei Striche für die 20 und dann drei für die 3. Aber wo?“

Christoph sagte nichts, sondern zog zunächst zwei Striche von links oben nach rechts unten, sodass sie die ersten Striche kreuzten, und dann, nach rechts oben versetzt, drei Striche. Er schaute sich sein Werk an: „Das ist es!“

Ich wusste: Diese Augenblicke bargen Sprengstoff. Meine Frau würde ärgerlich werden – und Maria zur Furie. Das versuchte ich zu verhindern: „Ein bisschen genauer musst du das schon erklären!“

„Na ja, wir zählen einfach die Schnittpunkte. Links gibt es zwei.“ Er schrieb es auf. „Rechts gibt es zwei mal drei, also sechs Schnittpunkte. Und in der Mitte sind es oben drei plus zwei mal zwei unten, also sieben. Zusammen ergibt sich die Zahl 276.“

Er konnte seinen Triumph auskosten, denn wir waren erstmal sprachlos. Maria hatte sich als Erste wieder gefangen: „Ich rechne 23 mal 45.“ Und da es bei ihr immer auch darauf ankommt, dass es schön aussieht, holte Maria ihr Mäppchen und sagte: „Ich mache die Striche farbig – für die eine Zahl blau und für die andere rot.“

„Quatsch!“ rief Christoph. „Was die eine Zahl und was die andere ist, siehst du doch auch so. Male lieber die Zehnerziffern in einer Farbe und die Einerziffern in einer anderen.“

Maria erwiderte nichts, malte aber die beiden Zehnerstriche von 23 blau und die drei Einerstriche rot. Dann nahm sie wieder den blauen Stift, malte die vier Zehnerstriche von 45, und vollendete ihr Werk mit fünf roten Einerstrichen.

„Vorne haben wir 2 mal 4, also 8.“ Sie schrieb eine 8 darunter. „Hinten haben wir 3 mal 5, also 15.“ Sie stockte und schaute mich an, ich nickte bestätigend. „In der Mitte sind es 2 mal 5 plus 3 mal 4, also 22″, sagte sie und schrieb es darunter.

Meine Frau hatte bislang ruhig zugesehen. Aber jetzt hatte es auch sie gepackt: „Ist doch klar: Das sind 8 Hunderter, 22 Zehner und 15 Einer!“ „Und wie erhalten wir jetzt die normale Darstellung?“, schaltete ich mich ein.

Maria war die Schnellste: „15 Einer sind 5 Einer und ein Zehner.“ Sie schrieb hinten eine 5 und verbesserte die 22 in der Mitte zu 23.

Meine Frau nahm ihr den Stift aus der Hand: „Und 23 Zehner sind 3 Zehner und 2 Hunderter.“ Sie strich die 23 durch, schrieb eine 3 darunter und unter die 8 eine 10.

Maria las stolz die Zahl: „1035!“

„Warum funktioniert das denn?“ Auf diese Frage von mir hatte die Familie gewartet. Christoph hatte in der Schule aufgepasst: „ Die Zahl, die hinten steht, ergibt sich aus den Einern der einen Zahl mal den Einern der anderen. Das sind die Schnittpunkte der roten Striche.“

Maria hatte es auch verstanden: „Vorne ist es blau mal blau, also Zehner mal Zehner. Das gibt Hunderter.“

„Und in der Mitte haben wir rot und blau“, sagte meine Frau. „ Genauer gesagt“, Christoph wusste mal wieder alles besser, „blau mal rot plus rot mal blau. Also jeweils die Einer der einen Zahl mal die Zehner der anderen Zahl, und das gibt die Zehner.“

„Eigentlich total logisch!“, nahm sich Maria das Schlusswort.

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