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Die Suche nach Außerirdischen

Astronomie|Physik

Die Suche nach Außerirdischen
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Bis zu 4.000 außerirdische Zivilisationen könnte es in der Milchstraße, unserer Heimatgalaxie geben. Foto: Regierung der USA, gemeinfrei
Sind wir allein im Weltall? Gibt es irgendwo in den Milliarden von Planetensystemen einen Himmelskörper, der eine Zivilisation hervorgebracht hat, ähnlich wie die unsere oder vielleicht auf einem weitaus höheren technischen und geistigen Niveau? Seit vielen Jahrzehnten stellen sich Wissenschaftler diese Fragen, mutmaßen, spekulieren, diskutieren und kommen zu ganz unterschiedlichen Ergebnissen: Peter Ulmschneider, Astrophysik-Professor an der Universität Heidelberg, etwa geht allein für unsere Heimatgalaxie, die Milchstraße, von zwei Millionen intelligenten Zivilisationen aus. Auch wenn sich eine solche Zivilisation im Durchschnitt zehn Millionen Jahre lang halten könnte, müssten die meisten davon bereits ausgestorben sein. Doch es blieben immer noch 4.000 übrig, die Kontakt zu uns aufnehmen könnten, hat Ulmschneider hochgerechnet. Doch warum haben sie es nicht längst getan?

Eine einfache Gelegenheit dazu haben die Außerirdischen – wenn es sie denn gibt – allerdings noch nicht sehr lange. Der erste ernsthafte Versuch, Signale möglicher außerirdischer Intelligenzen einzufangen, fand im Frühjahr 1960 statt: Der US-Astronom Frank Drake observierte mit einem Radioteleskop zwei benachbarten sonnenähnliche Sterne – in der Hoffnung, Radiosignale außerirdischer Intelligenzen aufzufangen. Auch wenn das Magnetband am Ende der 150-stündigen Beobachtungszeit nur zufälliges Rauschen und das Signal eines geheimen militärischen Experiments aufzeichnete, so hatte Drake doch gezeigt, wie die Suche nach unseren kosmischen Nachbarn aussehen könnte.

Seither ist diese Suche um ein Tausendfaches effizienter geworden: Dank einer 25-Millionen-Dollar-Spende von Paul Allen, Mitbegründer des Softwareriesen Microsoft, horchen nun 42 Antennen des Allen Telescope Array (ATA) 450 Kilometer nordöstlich von San Francisco unermüdlich in den Himmel und decken dabei einen Bereich ab, von dem Drake vor fünfzig Jahren nur träumen konnte. Search for Extraterrestrial Intelligence – Suche nach außerirdischer Intelligenz – kurz: SETI, heißt das ehrgeizige Projekt, das bald noch erweitert werden soll: Statt 42 werden dann sogar 350 Antennen den Himmel nach verdächtigen Signalen durchkämmen.

Ein Gedanke drängt sich vielen Forschern jedoch auf: Wenn es tatsächlich intelligente Zivilisationen in der Milchstraße gäbe, hätten diese für ihre technologische Entwicklung vielleicht nicht nur Zehntausende von Jahren Zeit gehabt wie wir Menschen, sondern Hunderttausende oder gar Millionen von Jahren. Technisch wären sie daher wahrscheinlich so weit, dass es für sie ein Leichtes wäre, uns im All aufzuspüren und Kontakt mit uns aufzunehmen. Doch dieser Kontakt blieb bisher aus.

Unter Wissenschaftlern existieren dazu unterschiedliche Erklärungsmuster. „Vielleicht wimmelt es von technischen Zivilisationen, aber sie haben ihre Welten aus irgendwelchen Gründen niemals verlassen“, schreibt der Wissenschaftsjournalist und Biologe Rüdiger Vaas in einem Artikel in der Februarausgabe der Zeitschrift „bild der wissenschaft“. So könnte ihre Lebensdauer zu kurz gewesen sein, als dass ihre Entwicklung tatsächlich so weit fortschreiten konnte, um ihre Welt tatsächlich zu verlassen – ein auch für die Menschheit nicht ganz abwegiges Schicksal, ist sie doch dank der in der Zeit des Kalten Krieges angehäuften Waffenarsenale in der Lage, sich selbst gleich mehrfach in die Luft zu sprengen.

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Andere Wissenschaftler vermuten dagegen, die Außerirdischen hätten vermutlich gar kein Interesse an einem Kontakt zu uns – sei es, weil ihnen das Leben in ihrer eigenen Welt genügt und sie keinerlei Veranlassung zur Expansion sehen, sei es, weil ihnen unser Waffenarsenal nicht geheuer ist oder sei es, weil sie die Menschheit noch nicht reif für einen solchen Austausch halten. „Es muss sich um friedfertige, uns geistig und moralisch haushoch überlegene Wesen handeln. Sie haben die gesamte Galaxis unter Kontrolle. Entstehen irgendwo neue Intelligenzen, so werden sie zunächst beobachtet, und man vermeidet, mit ihnen in Kontakt zu treten“, erläutert Hans-Ulrich Keller, Professor an der Universität Stuttgart, diese sogenannte Embargo-Hypothese.

Vielleicht haben uns die Außerirdischen also längst auf ihren Bildschirmen – wir sind nur technisch bisher nicht in der Lage, dies zu bemerken. „Zivilisationen, die interstellare Raumfahrt betreiben, werden wohl in der Lage sein, sich geeignet zu tarnen, ergänzt Keller in „bild der wissenschaft“. Tatsächlich haben bereits mehrere Astronomengruppen nach potenziellen Beobachtungsposten fremder Intelligenzen gesucht, unter anderem in den sogenannten Librationspunkten im Bereich des Mondes, in denen sich mit besonders geringem Aufwand ein solcher kosmischer Späher platzieren ließe. Fündig wurde bisher jedoch niemand.

Die für einige Wissenschaftler jedoch schlüssigste Erklärung, warum wir bisher von unseren potenziellen Nachbarn noch nichts gehört haben, ist hingegen ganz einfach: Es gibt sie gar nicht. Wir Menschen sind allein in der Milchstraße! Das glauben unter anderem der amerikanische Paläontologe Peter Ward und auch der deutsche Astronaut Ulrich Walter von der Technischen Universität München. Da diese Aussage nicht bewiesen werden kann, sondern wir nur die Möglichkeit haben, sie durch einen Beweis des Gegenteils zu widerlegen, halten auch Skeptiker wie Ward und Walter es dennoch für sinnvoll, in SETI-Projekten nach Signalen potenzieller Außerirdischer zu suchen. Der 1996 verstorbene Astronom Carl Sagan schrieb dazu bereits 1985: „Stellen Sie sich vor, sie schicken uns von da draußen Signale, und niemand auf der Erde hört sie. Das wäre ein Witz, ein schlechter Witz. Würden Sie sich nicht für unsere Zivilisation schämen?“

ddp/wissenschaft.de – Ulrich Dewald
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