In solchen Gräben auf der ganzen Insel nahmen die Forscher insgesamt 150 Proben, weil sie hofften, dass mögliche Tsunami-Ablagerungen darin von Erosion geschützt geblieben waren. Teilweise waren die Sandschichten vom Tsunami 2004 drei Jahre später schon wieder von einer fünf Zentimeter dicken Schlammschicht bedeckt. Die helle Lage ließ sich in dem dunklen Torfboden leicht erkennen.
In insgesamt 20 Proben entdeckten die Forscher bis zu vier weitere Sandschichten. Die Datierung der oberen mit Hilfe der Radiocarbonmethode ergab ein Alter von 550 bis 700 Jahren. Nach Meinung der Forscher stammt sie ebenfalls von einem Tsunami, der von den Ausmaßen her ähnlich stark gewesen sein muss wie der von 2004.
Auch in der heutigen indonesischen Provinz Aceh auf der Insel Sumatra ereignete sich im gleichen Zeitraum eine Flutkatastrophe, fand ein zweites Forscherteam um Katrin Monecke heraus. Die Wissenschaftler nahmen ebenfalls Proben aus Entwässerungsgräben im Marschland in der Nähe der Küste. Dabei fanden sie Hinweise auf Tsunamis im Zeitraum zwischen 1290 und 1400 sowie 780 bis 990 nach Christus.
Beide Forschergruppen schließen daraus, dass die Wiederkehrzeit für Erdbeben der Magnitude 9,2, wie sie auch 2004 gemessen wurde, bei etwa 600 Jahren liegt. Das erkläre auch die gewaltige Zerstörungskraft des Erdbebens. Städte und Gemeinden, die 2004 zerstört wurden, werfe das in ein Dilemma, schreiben Monecke und Kollegen: Wenn der nächste Tsunami erst nach vielen Generationen zu erwarten ist, erscheint das Risiko, sich in der Nähe des Meeres anzusiedeln, relativ gering. Die Bestrebungen, Frühwarnsysteme aufzubauen, rückten womöglich ebenfalls in den Hintergrund. Andererseits müsste auch an anderen Küsten rund um den Indischen Ozean mit Tsunamis gerechnet werden, auch wenn in den historischen Aufzeichnungen keine erwähnt werden.