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Die Wüste lebt

Astronomie|Physik

Die Wüste lebt
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Fundort in der Atacama-Wüste. Copyright: Parro et al./CAB/SINC
Etwa zwei Meter unter der Oberfläche der Atacama-Wüste in Chile haben Biologen Mikroorganismen entdeckt, die ihrem salzigen Lebensraum Energie und Wasser entlocken können. Die Entdeckung gelang den Forschern um Victor Parro vom spanischen Zentrum für Astrobiologie in Madrid durch ein futuristisch anmutendes Instrument: den „Signs of Life Detector“. Die Ergebnisse wecken nun Hoffnungen, bei zukünftigen Forschungsmissionen vergleichbare Funde auch auf dem Mars machen zu können.

Bei den Mikroben im Untergrund der Atacama handelt es sich sowohl um Bakterien als auch um sogenannte Archaeen ? besonders urtümliche Einzeller. Ähnliche Mikroorganismen sind zwar auch von anderen extrem trockenen und salzreichen Lebensräumen bekannt, aber der Fundort in zwei bis drei Metern Tiefe sei ungewöhnlich, denn hier gibt es weder Sauerstoff noch Licht, sagen die Forscher. Der bizarre Lebensraum ist reich an Steinsalz und anderen stark feuchtigkeitsbindenden Komponenten wie Anhydrit und Perchloraten. Den Forschern zufolge bildet sich auf den entsprechenden Kristallen ein hauchdünner Wasserfilm, der den Mikroorganismen das Leben ermöglicht. Außerdem enthalte der Untergrund der Atacama Substanzen, die die Exoten für einen speziellen Energie-Stoffwechsel nutzen können, der ohne Sauerstoff auskommt.

Die Forscher kamen den Mikroben durch den Signs of Life Detector (SOLID) direkt vor Ort auf die Spur. Grundlage des portablen Analyse-Geräts bildet ein Biochip, der mithilfe von Antikörpern biologisches Material aufspüren kann. Das Leben verrät sich dabei durch seine typischen Komponenten: verschiedene Arten von Zucker-Molekülen, DNA und Proteine. Nach ihrer Entdeckung nahmen die Forscher Proben vom Fundort ins Labor mit, wo sie die Mikroben schließlich auch vermehren und mikroskopisch untersuchen konnten.

Gibt es Vergleichbares auch auf dem Mars?

Wie der aktuelle Fund erneut belegt, haben sich spezielle Organismen die unwirtlichsten Nischen unseres Planeten als Lebensraum erobert. Da auch auf dem Mars salzhaltige Ablagerungen im Boden existieren, ist es durchaus denkbar, dass dort ähnliche Voraussetzungen wie im Untergrund der Atacama vorliegen. Die hohe Konzentration an Salzen hätte hier sogar eine doppelt günstige Wirkung, erklärt Parro: ?Zum einen absorbiert es Wasser zwischen den Kristallen, und zum anderen senkt Salz den Gefrierpunkt, wodurch sich dünne flüssige Wasserfilme selbst bei Temperaturen von bis zu minus 20 Grad Celsius halten können.“

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„Sollte es auf dem Mars tatsächlich ähnliche Mikroben geben wie in der Atacama, so könnten wir diese mit Instrumenten wie dem SOLID-Detektor finden und nachweisen“, ist Parro überzeugt. Selbst wenn heute dort nichts mehr lebt, könnte der hohe Salzgehalt nachweisbare Spuren von früheren Organismen über Millionen von Jahren konserviert haben, glaubt der Biologe.

Victor Parro (Zentrum für Astrobiologie, Madrid) et al.: Astrobiology, doi: 10.1089/ast.2011.0654 © wissenschaft.de ? Martin Vieweg
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