Ein in der Astronomiegeschichte bislang einzigartiges Ereignis haben Astronomen in der 77 Millionen Lichtjahre entfernten Galaxie UGC 4904 im Sternbild Luchs beobachtet: eine gewaltige Eruption auf einem Stern, der zwei Jahre später zur Supernova wurde.
Am 20. Oktober 2004 beobachtete der japanische Amateurastronom Koichi Itagaki einen starken Helligkeitsanstieg des fernen Sterns, der zunächst irrtümlich als Supernova interpretiert wurde. Doch der Stern existierte weiter – bis zum 11. Oktober 2006, als er zur Supernova 2006jc wurde, die viele Forscher weltweit ins Visier nahmen.
Astronomen um Ryan Foley von der University of California in Berkeley fanden mit dem 10-Meter-Keck-Teleskop dann Hinweise, dass die Explosionstrümmer in die langsamer expandierende Materie der Sternhülle schossen, die 2004 abgesprengt wurde. Dabei erhitzte sich die Materie auf einige Millionen Grad und sandte Röntgenstrahlung aus, wie Astronomen um Stefan Immler vom Goddard Space Flight Center der NASA in Greenbelt, Maryland, mit den Weltraumobservatorien Swift und Chandra feststellten. Ihre Schlussfolgerung: Materie von rund einem Prozent der Masse unserer Sonne wurde bei der Sterneruption abgesprengt. Der Swift-Satellit maß die Röntgenstrahlung 14 Wochen lang – so lange, wie nie zuvor bei einer Supernova beobachtet.
Die Doppelexplosion stellt Sterntheoretiker vor große Herausforderungen. „Sie zerschlägt unser bewährtes Modell der Sternentwicklung“, bedauert Foley und gibt zu: „Wir verstehen nicht, was so eine große Eruption so kurz vor der Supernova auslösen konnte.“