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Eine Speziallieferung Wasser, bitte!

Astronomie|Physik

Eine Speziallieferung Wasser, bitte!
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Ciao, Vesta: Auf diesem neuen Mosaikbild sind einige der besten Bilder der Sonde Dawn kombiniert. Die Gräben am Äquator liegen auf der Rückseite und sind daher nicht zu sehen. (c) NASA/JPL-Caltech/UCAL/MPS/DLR/IDA
Die ältesten Regionen auf dem Asteroiden Vesta sind reich an Mineralien, in denen Wasser gebunden ist. Vermutlich stammt der wasserreiche Staub aus dem solaren Urnebel, berichteten die italienische Astronomin Cristina De Sanctis und ihre Kollegen am Mittwoch auf dem Europäischen Planetenkongress in Madrid. ?Die ungleichmäßige Verteilung des Materials ist unerwartet?, sagte De Sanctis. ?Das deutet darauf hin, dass die entsprechenden Prozesse vor Urzeiten am Werk waren.? Die Forscherin vermutet, dass Vestas Wasser vor 4,5 Milliarden Jahren nicht aus Zusammenstößen mit eisigen Kometen stammt, sondern dass der Asteroid wenige Zentimeter große Bröckchen aus primitivem, wasserreichem Material aufsammelte wie ein Staubsauger. Auf ähnliche Weise könnte auch das Wasser auf die Erde gelangt sein, spekulieren sie und ihre Kollegen.

Die Frage, wie die Erde zu ihren Ozeanen kam, interessiert Planetenforscher schon seit längerem. Trugen Kometen den Stoff des Lebens auf die Erde, als diese schon fast fertig war? Oder bestand das Material, aus dem sich die Erde bildete, bereits aus einem wasserreichen Gemisch? Vesta, der zweitgrößte Asteroid im Hauptgürtel zwischen Mars und Jupiter, könnte dabei helfen, das Rätsel zu lösen. Die Messungen der Raumsonde Dawn, die Vesta Mitte 2011 erreichte, belegen, dass der Asteroid ein Babyplanet ist, der nie erwachsen wurde und damit ein Frühstadium der Planetenbildung repräsentiert.

Erst in der vergangenen Woche hatten zwei Forscherteams um Thomas Prettyman in der Zeitschrift “Science” berichtet, dass der Schutt auf Vestas Oberfläche unerwartet viel Wasserstoff enthält. Die Forscher vermuteten, dass der sogenannte Regolith aus primitiven, wasserreichen Meteoriten besteht. Sie kollidierten vor Urzeiten mit niedriger Geschwindigkeit mit Vesta und blieben dort kleben. Ein Teil des flüchtigen Materials entschwand später an einigen Stellen aber wieder ins All. Da, wo Vesta später von Geschossen mit größerer Wucht getroffen wurde, erhitzte sich das Gestein lokal, wodurch Wasser und andere flüchtige Stoffe entwichen. Darauf deuten unregelmäßig geformte Vertiefungen auf Vestas Oberfläche hin.

De Sanctis und ihre Kollegen stellten nun weitere Daten des Spektrometers der Sonde Dawn vor, mit denen sie die Verteilung von Hydroxyl (eine Verbindung aus einem Wasserstoff- und einem Sauerstoff-Atom) auf Vesta kartieren konnten. Wenn Wasser in Mineralien gebunden ist, liegt es oft in Form von Hydroxyl vor. Die Forscher stellten fest, dass sich der Stoff vor allem in Regionen mit älterer Oberfläche konzentriert. Das bestätigt die Theorie von Prettyman und Kollegen, derzufolge Vestas Wasser aus primitivem Urnebel-Material besteht.

Das Bild von Vesta als Protoplaneten wird durch eine dritte Studie bestätigt. Forscher um Debra Buczkowski untersuchten die tiefen Gräben, die Vestas Äquator durchziehen. Die Form der Schluchten deutet darauf hin, dass Vesta kein einfacher Asteroid ist, sondern einen komplizierten inneren Aufbau hat. Wie ein Planet besitzt Vesta vermutlich Kruste, Mantel und Kern. Die Gräben am Äquator seien keine einfachen Risse, sondern mit Plattengrenzen auf der Erde vergleichbar, so die Forscher.

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Die Sonde Dawn sieht Vesta derzeit nur noch im Rückspiegel: Vor zwei Wochen kehrte sie ihrem ersten Reiseziel den Rücken. Sie ist nun auf dem Weg zu Ceres, dem größten Mitglied des Asteroidengürtels. Anders als die felsige Vesta besteht Ceres überwiegend aus Eis. Dawn wird dort 2015 ankommen.

Thomas Prettyman (Planetary Science Institute, Tucson, Arizona) et al: Science, DOI: 10.1126/science.1225354 and 10.1126/science.1225374 Debra Buczkowski (JHU-APL, Laurel, Maryland) et al: Geophysical Research Letters, im Druck, doi:10.1029/2012GL052959 Maria Cristina De Sanctis (IAPS-INAF Rom, Italien) et al: EPSC Abstracts Bd. 7, EPSC2012-446 2012 wissenschaft.de – Ute Kehse
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