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Einsames schwarzes Herz

Astronomie|Physik

Einsames schwarzes Herz
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Die Galaxie ESO 243-49 liegt 290 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt. Der helle Punkt markiert die Lage der Röntgenquelle HLX-1 - möglicherweise ein Vertreter einer neuen Klasse von Schwarzen Löchern. (c) NASA, ESA, and S. Farrell (Sydney Institute for Astronomy, University of Sydney)
All seiner Sterne beraubt, aber trotzdem sichtbar ist das mittelschwere Schwarze Loch HLX-1: Der Astronom Sean Farrell und Kollegen konnten nachweisen, dass sich das 2009 entdeckte Objekt früher höchstwahrscheinlich im Zentrum einer Zwerggalaxie befand, die beim Zusammenstoß mit einer größeren Galaxie entzwei gerissen wurde. Das spricht dafür, dass die supermassereichen Schwarzen Löcher im Zentrum großer Galaxien durch Verschmelzung solcher Mittelgewichte entstanden.

Kleine Schwarze Löcher entstehen beim Kollaps schwerer Sterne und bringen es auf einige Sonnenmassen. Doch die meisten Galaxien wie die Milchstraße besitzen in ihrem Zentrum ein Schwarzes Loch mit einer Masse von vielen Millionen oder sogar Milliarden Sonnen. Wie diese Giganten entstanden sind, ist aber unklar ? zumal die ersten schon früh in der Geschichte des Universums auftauchten. Astronomen haben allerdings den Verdacht, dass die galaktischen Monster letztlich aus stellaren Schwarzen Löchern heranwuchsen. Als Zwischenstufe muss es dabei mittelschwere Vertreter gegeben haben, mit hundert bis zu einigen hunderttausend Sonnenmassen.

Bislang gibt es zwar einige Kandidaten für diese Kategorie, aber noch keinen sicheren Nachweis. Das Team um Farrell berichtete bereits 2009 in der Zeitschrift „Nature“ von der Entdeckung einer ultrahellen Röntgenquelle in der Nähe der Galaxie ESO 243-49. Schon damals vermuteten sie, dass es sich bei diesem Objekt mit dem Namen HLX-1 um ein Schwarzes Loch der mittleren Gewichtsklasse handelte. Nun nahmen sie das Objekt auch mit den Weltraumteleskopen Hubble und Swift im infraroten, sichtbaren, ultravioletten und Röntgenlicht ins Visier.

Aus den aufgefangenen Farben schließen sie, dass ein Teil des Lichtes von jungen Sternen stammt, die weniger als 200 Millionen Jahre alt sind. Ein Teil des Lichtes stammt aber auch von heißem, energiegeladenen Gas, wie es gewöhnlich in sogenannten Akkretionsscheiben rund um Schwarze Löcher zu finden ist. Die beste Erklärung für diese Konstellation besteht nach Meinung der Forscher darin, dass es sich bei der Röntgenquelle um ein Schwarzes Loch von etwa 20.000 Sonnenmassen handelt, das früher im Zentrum einer Zwerggalaxie steckte. Dieser Winzling muss mit der Nachbargalaxie kollidiert sein, wobei praktisch alle Sterne verlorengingen. Das Gas in der Nähe des Schwarzen Lochs wurde aber zusammengepresst, wodurch eine neue Serie von Sternengeburten ausgelöst wurde.

?Dieses Schwarze Loch ist einzigartig?, sagt Mathieu Servillat vom Harvard Smithsonian Center for Astrophysics. ?Die Seltenheit mittelschwerer Schwarzer Löcher deutet darauf hin, dass sie nur für kurze Zeit sichtbar sind.? Wahrscheinlich wird HLX-1 seinen Zündstoff in relativ kurzer Zeit aufbrauchen und dann unsichtbar werden. Das weitere Schicksal des Finsterlings ist unklar. Entweder wird er mit dem zentralen Schwarzen Loch der größeren Nachbargalaxie ESO 243-49 verschmelzen oder auf einer stabilen Umlaufbahn ewig in der Peripherie der hellen Sterneninsel kreisen.

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Sean Farrell (Sydney Institute for Astronomy, Australien) et al.: Astrophysical Journal, Ausgabe vom 15. Februar 2012 wissenschaft.de – Ute Kehse
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