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Einschlag im Ölfeld

Astronomie|Physik Erde|Umwelt

Einschlag im Ölfeld
Beim Meteoriteneinschlag am Ende der Kreidezeit verbrannte womöglich eins der größten Ölfelder der Welt. Das belegen Rußteilchen, wie sie auch bei industriellen Verbrennungsprozessen entstehen, berichtet ein Forscherteam um Mark Harvey von der Indiana University. Entgegen bisheriger Annahmen gab es aber wahrscheinlich keine weltweiten Waldbrände.

Harvey und seine Kollegen untersuchten in Kanada, Dänemark und Neuseeland Ruß aus der Gesteinsschicht, die den Übergang von der Kreidezeit zum nachfolgenden Erdzeitalter Paläogen (früher Tertiär) markiert. Die darin vorhandenen Rußteilchen galten bislang als Beweis dafür, dass die Hitze des Einschlags weltweit Wälder in Brand setzte. Die Waldbrände, so wurde angenommen, trugen zu dem Massensterben bei, dem neben den Dinosauriern auch zahlreiche andere Reptilienordnungen zum Opfer fielen und das zu den fünf größten der Erdgeschichte gehört.

Harvey und seine Kollegen fanden in der Grenzschicht kaum angekohlte Pflanzenreste, dafür aber reichlich normal versteinertes Pflanzenmaterial. Die vorhandenen Rußteilchen waren typischen Industrieabgasen sehr ähnlich. Unter anderem fanden die Forscher sogenannte Cenosphären. Dabei handelt es sich um kleine Hohlkugeln aus Kohlenstoff, die mit Gas gefüllt sind. Solche Kügelchen entstehen bei der unvollständigen Verbrennung von Schweröl-Tröpfchen oder pulverisierter Kohle, schreiben die Forscher. Das lasse vermuten, dass der Meteorit eine Lagerstätte fossiler Brennstoffe getroffen habe.

Tatsächlich grenzt der Chicxulub-Krater in der mexikanischen Provinz Yucatan an eins der produktivsten Erdölfelder der Welt, das Cantarell- Reservoir. Es sei daher anzunehmen, dass auch in dem Teil der Erdkruste, die durch den Einschlag pulverisiert wurde, überdurchschnittlich viel fossiles organisches Material vorhanden gewesen sei, schreiben die Forscher. Ein solches Szenario könne die beobachteten Mengen von Ruß und Cenosphären befriedigend erklären, meinen Harvey und seine Kollegen.

Durch die Hitze des Einschlags verbrannte das Öl. Dabei entstanden neben den Rußteilchen auch große Mengen Kohlendioxid, die eine kurzzeitige, intensive globale Erwärmung auslösten. Diese Hitzewelle könnte eine Ursache des Massensterbens gewesen sein.

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Mark Harvey (Indiana University, Bloomington) et al.: Geology, Bd. 36, Nr. 5 , S. 355 Ute Kehse
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