Eine gute und eine schlechte Nachricht für diejenigen, die hoffen, auf dem Jupiter-Mond-Europa außerirdisches Leben zu finden. Zwar hat der Mond wahrscheinlich genug Kohlenstoff, Stickstoff, Schwefel und Phosphor um eine Biosphäre aufzubauen, jedoch ist die Kruste des Eismondes mindestens 19 Kilometer dick – ein fast undurchdringlicher Panzer für Roboter von der Erde, die zum darunter liegenden Ozean vordringen wollen.
Die Forscherin Elisabetta Pierazzo vom Planetary Science Institute in Arizona berichtet im Fachblatt „Icarus“, dass Kometeneinschläge genügend Elemente des Lebens an der Oberfläche des kleinen Mondes abgeladen haben müssten, um einfaches Leben zu ermöglichen. Einige Entstehungsmodelle für Europa hatten ergeben, dass der Mond nur wenig von diesen Elementen abbekommen hat und dass das Kometenmaterial wegen der geringen Schwerkraft nicht an der Oberfläche bleibt, sondern in den Weltraum entweicht. Pierazzo berechnete jedoch, dass Kometen Milliarden Tonnen Kohlenstoff zu Europa gebracht haben, eine Menge, die etwa einem hundertstel der Masse einfachster Bakterien in den irdischen Meeren entspricht. „Wenn diese Chemikalien den Weg in den Ozean finden, so die Forscherin, „und wenn es einen Mechanismus gibt, der sie zu komplexen organischen Molekülen umbaut, dann könnten sie irgendwann zu lebenden Zellen werden.“
Der Weg in den Ozean ist allerdings recht weit: Ein mindestens 19 Kilometer dicker Eispanzer liegt zwischen der Oberfläche und der flüssigen Schicht, berichtet Paul Schenk vom Lunar and Planetary Institute in Houston im Fachblatt Nature (Bd. 417, S. 419).
Schenk untersuchte Krater verschiedener Größe auf den Jupitermonden Europa, Callisto und Ganymed sowie auf dem Erdmond. Während kleinere Krater auf allen vier Himmelskörpern gleich aussehen, unterscheiden sich größere Krater deutlich. Der Grund liege darin, dass die Kruste unterschiedlich aufgebaut sei, so Schenk. Weil eine matschige oder sogar flüssige Schicht unter der Eiskruste von Europa liegt, sind größere Krater flacher und haben meist keine zentrale Erhebung wie Krater gleicher Größe auf dem Mond. Bei Ganymedund Callisto vermutet der Forscher eine Eiskruste von mindestens 80 Kilometern Dicke über den möglichen Ozeanen.
Ute Kehse