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Eiszeiten auf dem Mars

Astronomie|Physik

Eiszeiten auf dem Mars
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In diesem Tal bildete sich eine Endmoräne, als Gletscher aus der Ebene mindestens einen Kilometer in die Höhe wuchsen und in das Tal flossen. Bild: NASA/JPL/MSSS
Das Klima des Planeten Mars ist variabler als gedacht: Innerhalb der letzten einhundert Millionen Jahre gab es auf dem roten Planeten womöglich mehrere Eiszeiten, bei denen kilometerhohe Gletscher am Äquator wuchsen. Das schließt ein amerikanisches Forscherteam aus hochaufgelösten Bildern der Raumsonde Mars Reconnaissance Orbiter.

„Bislang haben wir Mars als einen Planeten angesehen, der seit mehr als drei Milliarden Jahren geologisch tot war“, sagt Autor James Dickson. „Nun zeigt sich, dass er noch vor kurzem zum Leben erwachte.“ Der Mars sei nicht trocken und tot, sondern von Eis bedeckt und aktiv.

Die Forscher untersuchten eine Region namens Protonilus Mensae-Coloe Fossae in mittleren nördlichen Breiten. In diese Gegend fällt der Übergang zwischen dem Hochland, das die südliche Halbkugel des Mars bedeckt, und dem Tiefland im Norden. Der Rand des Hochlandes ist von steilen Tälern durchschnitten. Größere Bergmassive und einzelne Tafelberge ragen noch aus der Tiefebene heraus.

In einem rechteckigen Tal, das in eine Ebene übergeht, entdeckten die Forscher Moränen. Solche Gesteinswälle zeigen die größte Ausdehnung eines Gletschers an. Die Moräne sieht allerdings so aus, als sei der Gletscher das Tal hinaufgeflossen, „was physikalisch nicht möglich ist“, sagt Dickson. Die Forscher vermuten, dass hier das Ende der Vereisung wie in einem Schnappschuss festgehalten ist: Gletscher, die mindestens 920 Meter hoch waren, füllten die Täler, und als das Eis dann über den Rand des kastenförmigen Tals anstieg, floss es ins Tal hinein und schob die Moräne auf. Später zog sich das Eis jedoch zurück, die Bewegungsrichtung kehrte sich um. Dadurch entstanden Seitenmoränen, die den Eindruck erwecken, der Gletscher sei bergauf gewandert.

Aus den Gletscherablagerungen schließen die Forscher, dass der Eisschild insgesamt 2,5 Kilometer dick gewesen sein könnte und dass es mehrere Vereisungsphasen gab. Da auf dem Gletscherschutt nur relativ wenige Krater zu sehen sind, müssen die Ablagerungen vergleichsweise jung sein ? womöglich sind einige erst vor zehn Millionen Jahren entstanden, spekulieren die Forscher.

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Als Ursache für die Klimaänderungen nehmen Dickson und Kollegen Schwankungen der Drehachse des Mars an. Anders als bei der Erde, wo die Achse immer die gleiche Neigung von etwa 23 Grad hat, kippt die Mars-Achse manchmal um bis zu 60 Grad zur Seite. In solchen Zeiten erhalten die Pole mehr Sonneneinstrahlung als der Äquator, so dass sich dort Gletscher bilden können. Dort könnte wiederum unter Druck flüssiges Wasser entstehen ? und damit Bedingungen, unter denen auch auf einem trockenen und kalten Planeten wie dem Mars Leben existieren könnte.

James Dickson (Brown University, Providence, Rhode Island) et al.: Geology, Bd. 36, Nr. 5 , S. 411 Ute Kehse
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