Im Inneren des Saturnmondes Enceladus befindet sich wahrscheinlich doch flüssiges Wasser, berichten Candice Hansen und Kollegen. Aus einzelnen, wie eine Düse geformten Kanälen am Südpol schießen dichte Gasfontänen, die sich mit Überschallgeschwindigkeit bewegen, fanden die Forscher heraus. Die hohen Gasgeschwindigkeiten sprechen nach ihrer Ansicht dafür, dass flüssiges Wasser vorhanden ist. Hansen und ihre Kollegen identifizierten vier besonders dichte Gasfontänen in Messdaten des UV-Spektrometers der Raumsonde Cassini, die im Oktober 2007 in geringem Abstand an dem Eismond vorbei flog.
Der nur 500 Kilometer große Eismond Enceladus stellt Planetenforscher vor ein Rätsel. Eigentlich müsste der Saturn-Trabant schon lange innerlich erstarrt und deshalb geologisch tot sein. Doch Bilder der Sonde Cassini zeigten 2006, dass aus Spalten am Südpol große Mengen Wasserdampf quellen. Inzwischen vermuten Forscher, dass die Gezeitenkräfte Saturns den Mond stark durchkneten, so dass er sich an einzelnen Stellen erwärmt. Dadurch wird die nötige Wärme erzeugt, um das Eis zu schmelzen. Ob dabei flüssiges Wasser entsteht, ist aber fraglich: Manche Forscher glauben, dass sich lediglich so genannte Hydrate auflösen, in denen Wasser mit bestimmten Gasen eine feste Verbindung eingeht.
Innerhalb der großen Wasserdampf-Wolke über dem Südpol entdeckten Hansen und Kollegen jetzt vier separate Fontänen mit einer hohen Gasdichte und hoher Gasgeschwindigkeit. Wie sie schreiben, stimmt die Position der Gasjets mit der bereits früher entdeckter Staubfontänen überein. Die Geschwindigkeit der Gasteilchen sei aber doppelt so hoch wie die der Staubteilchen, vermutlich, weil das Gas wie durch eine Düse durch die Eiskruste des Mondes schießt. Staubteilchen werden bei diesem Prozess abgebremst, schreiben die Forscher.
Die Analyse zeigte außerdem, dass wesentlich weniger Kohlendioxid in Enceladus Gasfontänen vorhanden ist als es bisherige Daten zeigten. Das dürfte Astrobiologen freuen: Die Anwesenheit von Kohlendioxid hatte bislang als Argument gegen flüssiges Wasser im Innern von Enceladus herhalten müssen.
Allerdings konnten die Forscher auch die Idee, dass Gezeitenkräfte die Erwärmung verursachen, fürs erste nicht bestätigen: Ersten Modellen zufolge sollte die Stärke der Eruptionen von Enceladus Bahnposition abhängen. Beim ersten Vorbeiflug 2005 hätten die Eruptionen demnach stärker sein müssen als 2007, weil die Spalten sich dann hätten schließen müssen ? doch das Gegenteil war der Fall. Womöglich müssten zusätzlich noch Zitterbewegungen des Mondes in die Modelle einbezogen werden, schreiben die Forscher.
Candice Hansen (Jet Propulsion Laboratory, Pasadena) et al.: Nature Bd. 456, 221101 (2008) ddp/wissenschaft.de – Ute Kehse