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Erdinneres birgt mehr Wasser als bisher vermutet

Astronomie|Physik Erde|Umwelt

Erdinneres birgt mehr Wasser als bisher vermutet
Geologen vermuten Unmengen von Wasser, wo man es wohl am wenigsten erwartet – nämlich gut 1000 Kilometer unter unseren Füßen. Im Inneren der Erde, in einer Tiefe zwischen 650 und 2900 Kilometern, umgeben hochkomprimierte Mineralien den eisenreichen Erdkern. Diese Zone, der so genannte innere Mantel, könnte bis zu 0,2 Prozent ihres Eigengewichts in Wasser enthalten. Damit wären dort fünfmal mehr Wasser zu finden als die Ozeane auf der Oberfläche fassen, schreiben Motohiko Murakami und Kollegen vom Tokyo Institute of Technology in einem Artikel in der Fachzeitschrift Nature.

Bisher wurde angenommen, dass sich in den komprimierten Gesteinen der Übergangszone zwischen dem äußeren und inneren Mantel in 400 bis 650 Kilometern Tiefe ein Vielfaches der Wassermenge der Erdoberfläche befindet. Murakami und sein Team gehen aber noch einen Schritt weiter: Sie schließen aus ihren Experimenten, dass die Minerale im inneren Mantel etwa ein Zehntel der Wassermenge der Übergangszone speichern können. Da das Volumen des inneren Mantels wesentlich größer ist als das der Übergangszone, so folgern die Japaner weiter, enthält der innere Mantel ähnlich viel Wasser wie die Übergangszone.

In den Experimenten simulierten die Wissenschaftler die Temperatur- und Druckbedingungen, die im inneren Mantel herrschen, in einer Zelle. Sie untersuchten drei Mineralien, die ihrer Meinung nach mit großer Wahrscheinlichkeit im inneren Mantel vorkommen. Dabei handelt es sich um zwei Perowskit-Formen, eine ist reich an Magnesium, die andere an Calcium, und um eine Magnesium- Wüstit-Form, die aus Magnesium und Eisenoxiden besteht. Mit Hilfe der Sekundärionen-Massenspektroskopie bestimmten die Wissenschaftler bei Temperaturen um 1600 Grad Celsius und dem Druck von 250.000 Atmosphären den Gehalt des Wassers in den Mineralien. Unter der Annahme, dass jeder von einem Detektor gezählte Wasserstoff von im Mineral enthaltenem Wasser stammt, schätzten die Wissenschaftler den Wassergehalt auf 0,2 Prozent des Eigengewichts.

In den Modellen zur Beschreibung der Erdentstehung wird berücksichtigt, dass leicht verdampfende Stoffe wie Wasser und Kohlenstoffdioxid in der Urmaterie der Erde vorhanden waren. Die Ergebnisse der Japaner würden darauf hindeuten, dass in dieser Materie deutlich mehr Wasser enthalten gewesen sein könnte. Dies würde den Schmelzpunkt der Gesteine im inneren Mantel herabsetzten und deren Viskosität erhöhen. Die zusätzlichen Wassermengen im inneren Mantel könnten auch das Sinkverhalten der tektonischen Platten in die Erde beeinflussen: Beim Sinken heizen sich die Platten auf und werden komprimiert. Das aus ihnen austretende Wasser würde den umgebenden Mantel weicher machen und so das Sinken erleichtern.

Diese neuen Ergebnisse werden die Diskussion um den Wassergehalt im Inneren der Erde sicher wieder anheizen. Bereits vor zwei Jahren erschien in den Earth and Planetary Science Letters eine Studie von Nathalie Bolfan-Casanova und Kollegen, nach der unterhalb der Übergangszone kaum Wasser vorhanden ist.

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