Anzeige
1 Monat GRATIS testen, danach für nur 9,90€/Monat!
Startseite »

Explosive Herkunft

Astronomie|Physik

Explosive Herkunft
Der Marsmond Phobos könnte seine Geburt einer großen Katastrophe verdanken: Er scheint aus Geröllteilen zusammengesetzt zu sein, die möglicherweise durch eine Explosion oder einen Einschlag auf dem Mars entstanden und dann in die Umlaufbahn des Planeten geraten sind. Das ergaben zwei unabhängige Messungen der ESA-Sonde Mars Express und der NASA-Sonde Mars Global Surveyor. Dieses Entstehungsszenario wird auch durch Messungen gestützt, die zeigen, dass Phobos aus sehr porösem Material besteht.

Der Ursprung des Mars-Satelliten Phobos gibt Forschern seit langem Rätsel auf. Einer These zufolge ist Phobos ein kleiner Planet, der am äußeren Rand des Asteroidengürtels entstand und durch die Anziehungskraft des Mars in dessen Umlaufbahn gelangt ist. Alternativ könnte sich der Mond aber auch an Ort und Stelle gebildet haben, und zwar durch die Zusammenlagerung von felsigen Schuttmassen. Diese könnte bei einem Einschlag auf dem Mars selbst entstanden oder aber Überreste eines früheren Mondes sein, der durch die Gezeitenkraft von Mars zerstört wurde. „Um zu erkennen, welcher der beiden Erklärungsansätze der richtige ist, müssen wir die Zusammensetzung des Marsmondes entschlüsseln“, erklären die Forscher Marco Giuranna und Pascal Rosenblatt auf dem European Planetary Science Congress 2010 in Rom.

Für die Untersuchungen wurde unter anderem ein spezielles Spektrometer verwendet, das die Mondoberfläche erkunden kann. Neue Analysen weisen dabei auf die Explosionshypothese hin: „Wir haben bestimmte Mineralien, nämlich Schichtsilikate, auf der Oberfläche von Phobos gefunden“, berichteten die Wissenschaftler. Zudem gab es Hinweise auf die Existenz von Mineralien, die auch auf dem Mars vorkommen. Insgesamt lasse das darauf schließen, dass Phobos enger mit dem Mars als mit anderen Objekten des Sonnensystems verwandt ist.

Messungen des Rheinischen Instituts für Umweltforschung an der Universität in Köln zeigten außerdem, dass die Dichte des Mondmaterials deutlich geringer ist als die von Asteroiden. Dies lässt darauf schließen, dass Phobos wie ein Schwamm aufgebaut ist, mit Poren, die bis zu 45 Prozent des Mondinneren ausmachen. Auch diese Entdeckung stützt laut den Forschern die Explosionshypothese, denn ein Objekt aus einem solch porösen Material hätte den Sog in die Marsumlaufbahn überhaupt nicht überlebt. Der Mond scheint also eher vor Ort oder zumindest in nächster Nähe entstanden zu sein, indem sich Trümmer und Gesteinsbrocken aneinander lagerten. Die Poren entstehen, weil sich zunächst die größten Geröllteile zusammenfinden und dann kleinere Bruchstücke nachfolgen, ohne aber alle Lücken auszufüllen.

Auch wenn die neuen Untersuchungen alle auf die Explosionshypothese hindeuten, gibt es nach wie vor keine Sicherheit über die Ursprünge von Phobos. Es reiche nämlich nicht aus, die Dichte des Materials zu kennen, um die genaue Zusammensetzung zu ergründen, betonten die Forscher. Eine weitere Mission, die im nächsten Jahr startet, soll nun zusätzliche Messwerte liefern.

Anzeige
Marco Giuranna und Pascal Rosenblatt (Institut für Astrophysik, Rom und Königliches Observatorium von Belgien) et al.: European Planetary Science Congress, 19.-24.September 2010. wissenschaft.de ? Kristina Abels
Anzeige

Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

  • Wie kann die Wissenschaft helfen, die Herausforderungen unserer Zeit zu meistern?
  • Was werden die nächsten großen Innovationen?
  • Was gibt es auf der Erde und im Universum noch zu entdecken?

Hören Sie hier die aktuelle Episode:

Aktueller Buchtipp

Sonderpublikation in Zusammenarbeit  mit der Baden-Württemberg Stiftung
Jetzt ist morgen
Wie Forscher aus dem Südwesten die digitale Zukunft gestalten

Wissenschaftslexikon

Mu|sik|film  〈m. 1〉 Film mit viel Musik u. Gesang

Kohl|ra|bi  〈m. 6; Bot.〉 Zuchtform des Gemüsekohls mit Stängelknolle: Brassica oleracea var. gongylodes; oV Kohlrabe2; … mehr

Bli|cke  〈f. 19; Zool.〉 Karpfenfisch mit hohem Rücken u. rötlich gefärbten Ansatzstellen der Brust– u. Bauchflossen: Blicca björkna; Sy Güster … mehr

» im Lexikon stöbern
Anzeige
Anzeige
Anzeige