Die Wolkenhaube im Norden besteht bisher weiterhin, vermutlich wird sie aber im Laufe des dortigen Frühlings schwinden. Ähnliche Klimabedingungen, wie sie den nördlichen Polarwirbel hervorgerufen haben, scheinen sich dafür nun langsam im herbstlichen Süden zu bilden. Bereits seit März dieses Jahres haben Aufnahmen auf die Veränderungen in der Atmosphäre am Südpol hingewiesen. Am 27. Juni erreichte Cassini dann eine ideale Aussichtsposition für die Untersuchung des fernen Wetterphänomens: Die Sonde flog direkt über den Südpol des Titans und konnte so die Struktur aus wirbelnden Gasen detailliert fotografieren.
In neun Stunden einmal herumgewirbelt
Den Auswertungen zufolge hat sich der Wirbel in etwa 300 Kilometern Höhe gebildet und vollendet in neun Stunden eine Umdrehung. Titan selbst dreht sich dagegen nur in etwa 16 Tagen einmal um seine eigenen Achse.?Die Struktur des Wirbels erinnert an die Zellularkonvektionen, die sich oft über den Ozeanen der Erde bilden?, sagt Tony Del Genio vom NASA Goddard Institute for Space Studies in New York. Das irdische Wetterphänomen entsteht durch absinkende Luft in der Mitte einer Wetter-Zelle und aufsteigende am Rand. Was genau auf Titan abläuft, bleibt aber noch unklar, sagen die Forscher. Wirbelsysteme an Polen seien allerdings keine Seltenheit in unserem Sonnensystem: Sie sind bereits von Saturn, Jupiter, Neptun, Venus und auch von der Erde bekannt. Die Astronomen der NASA wollen die Entwicklungen am Südpol des Titans nun genau im Auge behalten, um weitere Informationen über die spannenden Wettergeschehnisse auf dem Mond zu sammeln.
Unter den Planeten und Monden unseres Sonnensystems ist Titan einer der wenigen mit einer dichten und wolkenreichen Atmosphäre. Ihre Dynamik weist einige Parallelen zu der der Erde auf, jedoch mit einem großen Unterschied: Titan ist extrem kalt. Die Oberflächentemperatur beträgt im Mittel minus 179 Grad Celsius. Die Wolken bestehen überwiegend aus Methan, das bei bestimmten Bedingungen auf die Oberfläche abregnet. Erst kürzlich machte der spannende Himmelskörper übrigens Schlagzeilen, denn offenbar hat es der eisige Himmelskörper buchstäblich in sich: Ähnlich wie bei den Jupiter-Trabanten Europa, Ganymed und Callisto besitzt Titan unter einer äußeren Eiskruste eine Schicht flüssigen Wassers, das ergaben Messungen seines Schwerefeldes.