Als der Vulkan unter dem heutigen Laacher See in der Eifel vor knapp 13.000 Jahren ausbrach, war die Eruption das Ergebnis von mindestens 17.000 Jahren Vorbereitungszeit. So lange hatte sich nämlich bereits geschmolzenes Gestein, sogenanntes Magma, unter dem Vulkan angesammelt. Das hat jetzt ein Forscherteam unter der Leitung von Göttinger Geowissenschaftlern entdeckt, als es Kristalle aus Bruchstücken vom Rand der Magmakammer untersuchte. Was nach dieser langen Zeit allerdings dann den Ausbruch auslöste, ist bisher unklar. Es sei aber wahrscheinlich, dass der Vulkan innerhalb der nächsten Jahrtausende erneut ausbrechen werde, ist Gerhard Wörner vom Geowissenschaftlichen Zentrum überzeugt. Das berichtet die Georg-August-Universität Göttingen.
Die Eifel ist eines der jüngsten Vulkangebiete Mitteleuropas ? und zugleich ein Liebling der Vulkanologen. Folglich gilt sie auch als eines der am besten untersuchten Vulkangebiete weltweit, bei dem unter anderem viele Daten zur Entstehung des Magmas, zur Abfolge der Ereignisse bei den Ausbrüchen und der Menge des ausgeworfenen Gesteins bekannt sind. Nicht bekannt war bisher jedoch, wie lange sich das geschmolzene Material vor einem Ausbruch an der Eruptionsstelle ansammelt. Genau diese Information ist jedoch wichtig, um die Vorgänge vor einem Ausbruch verstehen und damit die Eruptionen voraussagen zu können, betont Wörner.
Zusammen mit US-Kollegen nahm er daher Gesteinsbruchstücke vom Rand der Magmakammer des heutigen Laacher Sees unter die Lupe und suchte speziell nach den darin enthaltenen Mineralen Zirkon und Pyrochlor. Deren hoher Gehalt an den Elementen Uran und Thorium erleichtert es, den Zeitpunkt ihrer Kristallisation zu bestimmen. Ergebnis: „Bereits vor 30.000 Jahren haben sich Schmelzen in geringer Tiefe angesammelt“, fasst Wörner zusammen. Sehr viele der analysierten Minerale waren dagegen nur 17.000 Jahre alt ? ein Hinweis für die Forscher, dass sich die Magmakammer etwa 4.000 Jahre vor dem Ausbruch deutlich vergrößerte.
Zum Auslöser der Eruption selbst, die vor 12.900 Jahren stattfand, können die Wissenschaftler dagegen nach wie vor wenig sagen. Spannungen in der Erdkruste kommen dabei ebenso infrage wie Überdruck in der Magmakammer durch eine Anreicherung vulkanischer Gase oder ein weiterer Magmaschub. Klar sei aber, dass das Magmensystem unter dem Laacher See sehr langlebig und vermutlich immer noch aktiv sei, sagt Wörner und warnt: „Eine erneute Aktivität des Laacher-See-Vulkans innerhalb der nächsten Jahrtausende ist keineswegs auszuschließen, sondern sogar sehr wahrscheinlich.“
Pressemitteilung des Geowissenschaftlichen Zentrums der Georg-August-Universität Göttingen Axel Schmitt (University of California, Los Angeles) et al.: Journal of Petrology, Bd. 51, S. 1053, doi: 10.1093/petrology/egq011 Florian Wetzel (Georg-August-Universität, Göttingen) et al.: American Mineralogist, Bd. 95, S. 1353 ddp/wissenschaft.de ? Ilka Lehnen-Beyel