Berner hat Klima-Daten der vergangenen Jahrhunderte gesammelt und daraus Schlüsse für die Zukunft gezogen: Demnach ist der Mensch weniger für den Klimawandel verantwortlich als im IPCC-Bericht angenommen – und das, obwohl er seit 150 Jahren immer mehr Kohlendioxid produziert.
Die Sonne übe einen viel größeren Einfluss aus, sagt Berner. So könnten mehrere Forschergruppen belegen, dass Temperaturveränderungen im 20. Jahrhundert – wie auch schon in früheren Zeiten – im wesentlichen auf solaren Schwankungen beruhten. „Dabei spielt nicht nur der Sonnenfleckenzyklus eine Rolle, sondern auch die Sonnenwinde, die die Wolkenbedeckung beeinflussen“, erklärt der Leiter der Fachkoordination für Klimaentwicklung. Mit dem Temperaturanstieg werde wiederum auch mehr Kohlendioxid freigesetzt.
Berner kritisiert zudem, dass die Prognosen auf unvollständigen Modellrechnungen der IPCC beruhten, die maximal als „virtuelles Labor“ genutzt werden könnten. „Das reicht nicht aus, um zu sagen, der Mensch ist daran schuld“, betont er. „Man kann doch nur über Modelle, in denen das physikalische Wissen eingeflossen ist, Aussagen über die Zukunft treffen“, sagt dagegen Mojib Latif vom Max-Planck- Institut für Meteorologie in Hamburg. Das Institut war wie das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) maßgeblich an der Erarbeitung des Klimareports beteiligt.
„Das ist die Sicht eines Einzelwissenschaftlers“, sagt die Potsdamer Klimaforscherin Kirsten Zickfeld zu den Aussagen von Berner. Die im IPCC-Klimareport gemachten Aussagen seien im weltweiten Konsens entstanden. Für Latif steht fest: der Einfluss der Sonne auf die Erderwärmung macht maximal ein Drittel aus. Die Menschheit sei hingegen für zwei Drittel verantwortlich. Die Temperatur auf der Erde sei deshalb in den vergangenen 100 Jahren um 0,6 Grad gestiegen.