Was nimmt die Fachfrau für Rheumatologie und Sportmedizin, verheiratet mit einem Astronauten und Mutter der dreijährigen Carla, auf den Flug in den Weltraum mit? Neben Notizbuch, Tonbandgerät und Familienfotos wird vor allem ein kleiner Plüschbär wieder mitfliegen, seine eigenen Erfahrungen mit der Schwerelosigkeit in der Raumstation machen und der Tochter dann alles erzählen müssen. Berichten wird die Raumfahrerin allerdings auch selbst: „Wir können den jungen Leuten in Europa damit zeigen, dass wir eine richtige Raumfahrt-Macht sind und ein wichtiger Partner in dem internationalen ISS-Projekt.“ Ganz klar wirbt sie auch für mehr „Frauen-Power“ in der europäischen Raumfahrt.
Im Mai haben die Europäer und die Russen vereinbart, dass bis 2006 mehrere der in Köln ausgebildeten ESA-Astronauten als Flugingenieure in Sojus-Raumfahrzeugen zur ISS fliegen. Bei „Taxi-Flügen“, die bis zu zehn Tage dauern, wird alle sechs Monate die an der ISS angedockte und als Rettungsfahrzeug dienende Sojus-Kapsel ausgewechselt. Bei den „Rotationsflügen“ wiederum geht es darum, die Besatzungen abzulösen. Das sind also Langzeitaufenthalte auf der Station von drei bis vier Monaten Dauer. Im April 2002 soll der Italiener Roberto Vittori zum „Taxi-Flug“ aufbrechen, im Jahr darauf der Belgier Frank de Winne.
Zunächst einmal ist aber Claudie Haignere an der Reihe. An Arbeit wird es ihr auf der Station nicht mangeln, weiß die 44-Jährige. Die französische Raumfahrtorganisation CNES und die deutsche DLR haben ihr aufgetragen, eine Reihe von wissenschaftlichen und technischen Experimenten auszuführen. „Wir können die Prozeduren testen, Jahre bevor das europäische Columbus-Labor zur ISS geflogen wird“, erklärt die Französin, die auch perfekt Russisch spricht. Frankreichs Presse feiert sie schon als „unseren Mega-Star“. Unbeeindruckt konzentriert sich der „Mega-Star“ auf die Mission. „Das ist auch für Frauen kein Problem“, lacht sie, „außer bei der Größe der Weltraum-Unterwäsche.“