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Galaxie mit Doppelkern

Astronomie|Physik

Galaxie mit Doppelkern
Wenn zwei Galaxien zusammenstoßen, verschmelzen normalerweise auch die gewaltigen Schwarzen Löcher in ihrem Zentrum. In einer 160 Millionen Lichtjahre entfernten Galaxie haben Astronomen jetzt allerdings zwei Schwarze Löcher mit einem Abstand von nur 490 Lichtjahren entdeckt. Vermutlich ist das Paar die Folge einer ungleichen Vereinigung: Eine große Galaxie schluckte ihren kleinen Begleiter, schreibt das Team um Guiseppina Fabbiano vom Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics.

Die Galaxie NGC 3393 zählt zu den sogenannten Seyfert-Galaxien. Sie zeichnen sich durch einen ungewöhnlich hell leuchtenden Kern aus. Die Spiralgalaxie fällt zudem dadurch auf, dass zwei helle Arme aus heißem Gas von ihrem Zentrum ausgehen, die gemeinsam die Form eines S bilden. Die Forscher beobachteten die Galaxie mit dem Röntgenteleskop Chandra. Seyfert-Galaxien senden energiereiche Röntgenstrahlung aus, weil sich rund um das Schwarze Loch in ihrem Kern heißes, ionisiertes Gas befindet, das sich mit hoher Geschwindigkeit bewegt. Fabbiano und ihre Kollegen stellten fest, dass es zwei Quellen für die Röntgenstrahlung gibt. Eine davon stimmt mit dem Galaxienkern überein, den Aufnahmen des Weltraumteleskops Hubble zeigen, die andere liegt 450 Lichtjahre entfernt – ein für kosmische Verhältnisse relativ geringer Abstand.

Die Analyse des Teams ergab, dass es sich um zwei Schwarze Löcher handeln muss, was derzeitigen Theorien zufolge auf eine Galaxienkollision zurückzuführen sein muss. In der kosmischen Nachbarschaft gibt es noch einige andere Galaxien mit zwei aktiven Kernen. Diese Galaxien haben allerdings die Form einer Ellipse, sie sind wild durcheinandergewirbelt und haben zudem einen hohen Anteil junger Sterne. Astronomen vermuten, dass solche unstrukturierten Chaos-Galaxien beim Zusammenstoß von zwei gleich großen Partnern entstehen. Zwei Schwarze Löcher im Abstand von 450 Lichtjahren müssten zudem nach etwa einer Million Jahren verschmelzen ? einem für kosmische Verhältnisse kurzen Zeitraum, der die Beobachtung eines solchen Zustands unwahrscheinlich macht.

NGC 3393 hat aber ihre geordnete, spiralförmige Struktur behalten. In ihrem Zentrum sind auch keine jungen Sterne zu finden. Fabbiano und ihre Kollegen nehmen daher an, dass die Spiralgalaxie sich nur eine kleine Zwerggalaxie einverleibt hat. Dabei könnte das leichtere Schwarze Loch des kleineren Partners stark angeschwollen sein, so die Forscher.

Wie sie berichten, kommen Kollisionen zwischen ungleichen Galaxien relativ häufig vor. Dabei bilde sich typischerweise ein Galaxienkern mit zwei aktiven Schwarzen Löchern. Solche eine Konstellation sei hier aber zum ersten Mal beobachtet worden.

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Giuseppina Fabbiano (Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics) Nature, Online-Vorabveröffentlichung, doi:10.1038/nature10364 wissenschaft.de – Ute Kehse
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