Innerhalb der versteinerten Kokonwände stießen die Forscher nun auf das Fossil eines einzelnen Glockentierchens. Es war offenbar zur falschen Zeit am falschen Ort und wurde in dem hart werdenden Kokon gefangen ? ähnlich wie Mücken und andere Insekten manchmal von Baumharz eingeschlossen werden, das später zu Bernstein wird. Wie Bomfleur und Kollegen schreiben, ist das Glockentierchen insgesamt etwa 60 Mikrometer lang. Es hat eine tropfenförmige Gestalt und besteht aus einem runden Körper mit einem dünnen, spiralförmigen Stiel. Damit hatte es sich vermutlich an den Wänden des Kokons verankert.
Glockentierchen gehören zu den sogenannten Protozoen, die man früher Urtierchen nannte. Das sind Einzeller mit Zellkern, die sich ähnlich wie Tiere von anderen Lebewesen ernähren. Das fossile Exemplar, schreiben die Forscher, ist von modernen Vorticella-Vertretern kaum zu unterscheiden. ?Die bemerkenswerte Übereinstimmung des 200 Millionen Jahre alten Glockentierchens mit heutigen Arten ist ein Beispiel dafür, wie alt die Baupläne von Protozoen sind?, so das Team. Da die Wimperntierchen anders als andere Einzeller mit Zellkern keine feste Schale besitzen, versteinern sie nur selten. Über ihre Evolutionsgeschichte ist daher nur wenig bekannt. Selbst die Verwandtschaftsverhältnisse sind verworren.
Bomfleur und seine Kollegen hoffen nun jedoch auf Besserung: Sie halten Blutegel-Kokons für eine neue und bislang kaum genutzte Quelle für Fossilien solcher Einzeller. So könnten die Ökosysteme der Urzeit bis zu ihren kleinsten Vertretern erkundet werden, glauben sie.