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Gletscher für den Mars

Astronomie|Physik

Gletscher für den Mars
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Unter der breiten schürzenartigen Formation am Fuß eines Bergmassivs im östlichen Hellas-Gebiet auf dem Mars, bei der die Fließspuren deutlich sichtbar sind, fand der Reconnaissance Orbiter Eis. Die topografischen Daten für dieses Bild stammen von Messungen der Raumsonde Mars Express. Bilder: ESA/DLR/FU Berlin
Auf dem Mars gibt es auch in mittleren Breiten und damit außerhalb der Polregionen große Gletscher aus Wassereis: Sie sind von einer dünnen Gesteinsschicht bedeckt und liegen vor allem an den Hängen steiler Grate, zeigen neue Radarmessungen der Raumsonde Mars Reconnaissance Orbiter. Die Eisreservoirs sind wahrscheinlich Überreste einer längst vergangenen Eiszeit und wurden durch ihre steinige Decke vor dem Verdampfen geschützt. Bisher haben die Marsforscher um John Holt von der Universität von Texas in Austin das Eis an zwei Stellen an einem Kraterrand auf der Südhalbkugel eindeutig nachgewiesen. Sie vermuten jedoch, dass es sich dabei nur um einen Bruchteil der Gesamtmenge handelt, da entsprechende Oberflächenstrukturen recht häufig vorkommen.

Schon auf Bildern der Viking-Sonden aus den 1970er Jahren sind in den mittlerenBreiten beider Marshalbkugeln, etwa zwischen 30 und 60 Grad nördlicher und südlicher Breite, eigenartige Formationen an den Hängen der Bergmassive zu erkennen: Wie breite gelappte Schürzen umgeben sie die steilen Böschungen und erstrecken sie sich von dort aus in einer sanften Neigung bis zu 20 Kilometer weit. Vor allem die gebogenen, runden Ränder und Furchen lassen diese Strukturen wirken, als wäre ein dickflüssiges Material im Fluss erstarrt. Forscher nehmen daher schon länger an, dass Wasser an ihrer Bildung beteiligt war. Ob es sich dabei allerdings um das massive Eis eines Gletschers oder um eine Gesteins-Eis-Mischung handelt, war bislang umstritten.

Daher vermaßen Holt und seine Kollegen nun zwei der Schürzenformationen am östlichen Rand des ausgedehnten Hellas-Kraters auf der Südhalbkugel mit einem Bodenradar, das sich an Bord des Reconnaissance Orbiters befindet. Es kann bis zu 1.000 Meter tief in den Boden eindringen und so auch verborgene Eisvorkommen sichtbar machen. Genau die fanden sich auch an den Kraterrändern: Es handelt sich nach Ansicht der Forscher um massives Eis, zum Teil bis zu 800 Meter dick und mit einer Ausdehnung von mehreren Kilometern, das nicht mehr als 10 Prozent Staub- oder Gesteinskörner enthält. Wie tief unterhalb der Oberfläche das Eis liegt, konnten die Wissenschaftler allerdings nicht bestimmen.

Sollte sich bestätigen, dass alle schürzenartigen Strukturen vergrabene Gletscher sind, könnte allein das östliche Hellas-Gebiet genug Eis bergen, um den gesamten Planeten in einer Dicke von zwanzig Zentimetern zu bedecken, schreiben die Forscher. Insgesamt handele es sich damit bei den Formationen um die größten Wasserreservoirs außerhalb der Polkappen. Laut Holts Kollege James Head sei jedoch eine Schlüsselfrage noch zu klären ? die nämlich, wie das Eis überhaupt dorthin gekommen ist. Am wahrscheinlichsten sei, dass es während einer Phase, in der die Marsachse stärker gekippt war als heute, zu einer Eiszeit gekommen sei und die unterirdischen Gletscher die Reste der globalen Eisschicht sind.

John Holt (Universität von Texas, Austin) et al.: Science, Bd. 322, S. 1235 ddp/wissenschaft.de ? Ilka Lehnen-Beyel
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