Die Eso-Forscher Luca Pasquini und Daniele Galli fanden jetzt eine Möglichkeit, die Zeit zu messen, die zwischen der Entstehung der ersten Sterne der Milchstraße und der Entstehung der Sterne in den Kugelsternhaufen lag. Dabei kam das Element Beryllium ins Spiel. Beryllium ist das viertleichteste Element des Periodensystems und entsteht durch den Zerfall schwererer Atomkerne nach einer Supernova-Explosion. Je mehr Sterne als Supernova explodierten, desto mehr Beryllium verteilte sich in der Milchstraße. Der Beryllium-Gehalt von Sternen dient daher als eine Art Uhr.
Pasquini und Galli suchten sich nun passende, sehr schwach leuchtende Sterne in den Kugelsternhaufen NGC6397 und Messier 4 heraus, um die Häufigkeit von Beryllium in diesen Sternen zu bestimmen. Die Spektrallinien dieses Elementes liegen im ultravioletten Bereich des Lichts, der von der Erde aus nur schwer zu messen ist. Uudem enthalten die Sterne naturgemäß nur sehr wenig Beryllium, so dass die Linie nicht besonders stark ausgeprägt ist. „Noch vor wenigen Jahren wären solche Messungen unmöglich gewesen“, sagt Pasquini.
Die Forscher stellten fest, dass in den beobachteten Sternen ein Beryllium-Atom auf 2,2 Billionen Wasserstoff-Atome kam. Daraus schließen sie, dass sich die Sterne 200 bis 300 Millionen Jahre nach der ersten Sternengeneration bildeten, die sich wiederum etwa 200 Millionen Jahre nach dem Urknall gebildet hatten. „Es scheint so, als gehörte die Galaxie, in der wir leben, zu den Gründungsmitgliedern des Universums“, berichtet Pasquini.