Der kleine Saturnmond Prometheus zeigt die gleichen kriminellen Tendenzen wie sein Namenspatron aus der griechischen Mythologie: Er stiehlt. Seine Beute ist jedoch nicht das Feuer der Götter, sondern Material von einem der Ringe des Saturn. Die Raumsonde Cassini hat den nur etwa 150 Kilometer langen Saturnbegleiter auf frischer Tat ertappt. Auf einer aus 791.000 Kilometern Entfernung gemachten Aufnahme ist deutlich ein Materialstrom vom F-Ring des Saturns zum Prometheus zu erkennen. Das berichtet der Online-Dienst des Magazins New Scientist.
Prometheus, der vermutlich wie seine Nachbarmonde aus porösem Eis besteht, ist einer der beiden „Hirtenmonde“ des so genannten F-Rings, eines schmalen Ringes außerhalb des Hauptringsystems. Das Gravitationsfeld des kleinen Himmelskörpers sorgt zusammen mit dem des Mondes Pandora dafür, dass sich der Ring nicht weiter ausdehnt. Doch offensichtlich ist das nicht die einzige Wechselwirkung zwischen Prometheus und dem Saturnring, wie die neue Cassini-Aufnahme zeigt.
Zum ersten Mal überhaupt sind auf dem Bild gleichzeitig der „Streamer“ genannte Materie-Strom und ein dunkler Streifen inmitten des Rings zu sehen. Dieser dunkle Bereich deutet nach Ansicht von Astronomen darauf hin, dass sich Prometheus nicht zum ersten Mal beim Ringmaterial bedient: Sie vermuten, es handelt sich bei dem Streifen um eine Lücke im Ring, die durch frühere Materialdiebstähle entstanden ist. Wahrscheinlich entstehen solche Materialstrahlen immer dann, wenn sich der Mond auf seiner elliptischen Umlaufbahn um den Saturn dem F-Ring am stärksten annähert, schreibt der New Scientist.
Die Raumsonde Cassini hat im Juli dieses Jahres den Saturn erreicht und wird den Ringplaneten nun mindestens vier Jahre lang umkreisen. Dabei soll sie nicht nur den Planeten selbst untersuchen, sondern auch möglichst viele Informationen über seine mittlerweile 33 bekannten Monde sammeln. Die Sonde ist mit einer Landefähre ausgerüstet, die im Januar 2005 auf dem größten Saturnmond Titan landen soll.
ddp/bdw ? Ilka Lehnen-Beyel