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Ins Leere geblickt

Astronomie|Physik

Ins Leere geblickt
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Wenn die etwa zur Zeit des Urknalls ausgesendeten Mikrowellen der kosmischen Hintergrundstrahlung (rechts) die leere Stelle passieren, die das VLA (links unten) detektiert hat, verändern sie ihre Temperatur und verursachen so die ungewöhnlichen Messwerte (links) von WMAP (links oben). Illustration: Bill Saxton, NRAO/AUI/NSF, NASA
Astronomen haben ein riesiges Loch im Universum entdeckt: Mitten im Sternbild Eridanus erstreckt sich ein Gebiet mit einem Durchmesser von etwa einer Milliarde Lichtjahren, in dem es weder normale Materie wie Galaxien, Sterne oder Gas noch die rätselhafte Dunkle Materie gibt. Zwar kennen Wissenschaftler kleinere Varianten solcher Leerstellen bereits seit Jahren, ein Loch von derartig gigantischen Ausmaßen wie das jetzt entdeckte ist jedoch bislang einzigartig. „Es ist nicht nur so, dass noch niemals jemand einen so großen Hohlraum gefunden hat, wir haben nicht einmal erwartet, einen in dieser Größe zu finden“, beschreibt Lawrence Rudnick von der Universität von Minnesota in Minneapolis seinen Fund, wie die Hochschule mitteilt.

Im Prinzip ist das Universum aufgebaut wie eine Bienenwabe. Es gibt Bereiche wie Galaxien und Galaxienhaufen, in denen die Materiedichte relativ hoch ist und die die Wände der Waben bilden. Dazwischen befinden sich mehr oder weniger große Gebiete, nach dem englischen Wort für Hohlraum „Voids“ genannt, in denen es kaum oder nur sehr wenig Materie gibt. Allerdings sind alle bisher entdeckten Löcher um Größenordnungen kleiner als die südwestlich vom Sternbild Orion gelegene leere Zone in Eridanus.

Hinweise auf eine ungewöhnliche Struktur in der Region habe es erstmals im Jahr 2004 gegeben, erklärt Studienleiter Rudnick. Damals hatte der Satellit WMAP die Stärke und die Temperatur der kosmischen Hintergrundstrahlung vermessen, der elektromagnetischen Strahlung also, die nach der gängigen Theorie kurz nach dem Urknall entstand und heute noch eine Art Babybild des jungen Universums vermittelt. Genau an der jetzt als Loch identifizierten Stelle fand sich in der WMAP-Karte ein Bereich, in dem die Temperatur der Hintergrundstrahlung wenige Millionstel Grad niedriger war als in der Umgebung. Das könne prinzipiell zwei Gründe haben, erläutert Rudnick: Entweder deutet es auf eine Unregelmäßigkeit in der Hintergrundstrahlung selbst und damit auf ein Phänomen des frühen Universums hin, oder die Strahlung kühlt sich beim Durchqueren der Region ab, was eher für eine ungewöhnliche Struktur in der Region spräche.

Offenbar ist die zweite Erklärung richtig, schließen Rudnick und sein Team nun aus Auswertung von Daten des NRAO VLA Sky Surveys, eines Projekts, bei dem das „Very Large Array“-Interferometer im US-Staat New Mexico Bilder des gesamten sichtbaren Teils des Himmel aufzeichnete. Darauf sei gut zu erkennen, dass die Anzahl der Galaxien in der kühleren Zone im Vergleich zur Umgebung deutlich abfällt. In Kombination mit dem, was bisher über die Energieverteilung der kosmischen Hintergrundstrahlung bekannt sei, ließe das nur den Schluss zu, dass es in der Region eine gigantische Leere gibt, erklärt Rudnick.

Mitteilung der Universität von Minnesota ddp/wissenschaft.de ? Ilka Lehnen-Beyel
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