Merkwürdig erschien den Planetenforschern schon damals, dass der Regolith sich zum Teil offenbar hangabwärts bewegt hatte. Außerdem zeigten die Krater Anzeichen von Erosion und kleinere Krater mit einem Durchmesser von weniger als hundert Metern waren selten.
Richardson und seine Kollegen weisen jetzt mit Modellrechnungen nach, dass seismische Wellen für diese Phänomene verantwortlich sein könnten. Schon der Zusammenstoß mit einem zwei Meter großen Meteoriten, der sich mit einer typischen Geschwindigkeit von fünf Kilometern pro Sekunde bewegt, reicht aus, um Eros vollständig durchzuschütteln. Bei so einem Einschlag entstehen Beschleunigungen in der Größenordnung der Erdbeschleunigung, was ausreicht, um den Regolith in Bewegung zu versetzen.
Da Eros relativ klein ist, behält die seismische Energie eine hohe Konzentration, auch wenn sie sich über den ganzen Körper verteilt hat. Zudem besteht Eros aus trockenem Silikatgestein, so dass die Schallwellen kaum gedämpft werden. Kleine Krater füllen sich durch wiederholte Einschläge schnell mit Regolith und sind daher auf den Near-Shoemaker-Aufnahmen nicht sichtbar. Die Regolith-Schicht, die in Bewegung gerät, so rechneten die Forscher aus, ist womöglich nur zehn Zentimeter dick. Sie nehmen zwar an, dass der Staub den Asteroiden in Wirklichkeit vielleicht ein paar Meter tief bedeckt. Das wäre aber immer noch erheblich weniger als bisher angenommene Werte von 20 bis 40 Metern.