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Kroko im Handtaschenformat

Astronomie|Physik Erde|Umwelt

Kroko im Handtaschenformat
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Künstlerische Darstellung des Katzenkrokodils (Pakasuchus kapilimai) bei der Jagd. Das Kleinkrokodil lebte vor rund 105 Millionen Jahren zusammen mit Dinosauriern, anderen Krokodilarten, Schildkröten und Fischen. Es weist mehrere Charakteristika auf, die eigentlich für Säugetiere typisch sind. Foto: Mark Witton, University of Portsmouth
Eine Krokodilart aus der Kreidezeit ähnelte in vielen Punkten einer Hauskatze. Das zeigen Skelettteile, die ein internationales Paläontologenteam in einer Gesteinsschicht der Galula Formation in Südwest-Tansania gefunden hat. Die etwa 105 Millionen Jahre alten fossilen Überreste stammen demnach von einem nur rund 55 Zentimeter großen Tier, das sich von allen bisher bekannten Krokodilarten deutlich unterscheidet. Eine Besonderheit ist ein eigentlich für Säugetiere charakteristischer Kiefer mit ausgeprägten Eck- und Backenzähnen. Zudem hatte das Mini-Krokodil ungewöhnlich lange und dünne Gliedmaßen. Vermutlich haben die Tiere in einer ökologischen Nische gelebt, die sonst Säugetiere besiedelt hätten.

Unter Paläontologen ist die erdgeschichtliche Epoche der Kreidezeit bekannt für ihren Artenreichtum. Sie gilt auch als das Zeitalter der Dinosaurier. In den vergangenen Jahren haben Wissenschaftler in 145 bis 65 Millionen Jahre alten Gesteinsschichten bereits zahlreiche fossile Überreste verschiedener Krokodilarten gefunden. Nun entdeckte das Team um Patrick O?Connor im Rukwa Grabenbruch in Südwest-Tansania eine Art, die sich von den bisherigen Funden deutlich unterscheidet. Sie gehört zu den Notosuchia, einer ausgestorbenen Unterordnung der Krokodile.

Der sieben Zentimeter lange Schädel ist sehr gut erhalten und stimmt in seiner Form mit denen der meisten bekannten fossilen Krokodilarten überein. Die Zähne passen hingegen nicht ins Bild, denn sie ähneln eher denen der Säugetiere: Zwei große Eckzähne dienten vermutlich dem Packen der Beute, die anschließend mit den dahinter liegenden Vormahl- und Backenzähnen zerkleinert wurde. Beim Kauen trafen die Zahnkronen der Mahlzähne vermutlich exakt aufeinander, was bisher noch bei keiner Krokodilart beobachtet wurde.

Als die Wissenschaftler ihre Funde mit anderen afrikanischen Krokodilarten verglichen, entdeckten sie zwei weitere Unterschiede. ?Die Nasenöffnungen weisen nach vorne und nicht nach oben, das deutet auf ein Leben an Land hin?, erklärt O?Connor. Außerdem besaß das Kleinkrokodil lange und schlanke Extremitäten und eine sehr bewegliche Wirbelsäule. ?Einige der Merkmale erinnern an eine Hauskatze?, sagt O?Connor. In Anlehnung an diese Ähnlichkeiten nannten die Paläontologen die neu entdeckte Art Katzenkrokodil (Pakasuchus kapilimai). Lediglich der Schwanz war vollständig von einem Knochenpanzer bedeckt. Die damit einhergehende erhöhte Beweglichkeit kam den Kleinkrokodilen bei der Jagd sehr entgegen.

Bisher sind Notosuchia-Arten nur aus Südamerika und Afrika bekannt: Während der Kreidezeit waren beide Kontinente noch in der Westgondwana genannten Landmasse auf der Südhalbkugel vereint. Notosuchia besiedelten Lebensräume, die auf der Nordhalbkugel bereits von den ersten Säugetieren eingenommen worden waren. „Das zeigt, dass sich die Tierwelt im Norden und Süden unterschiedlich entwickelt hat. Die Kleinkrokodile sind vermutlich ein Experiment der Evolution“, sagen die Paläontologen. Vor rund 65 Millionen Jahren starben die Tiere aus.

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Patrick O?Connor (Ohio University, Athens, USA): Nature, Bd. 466, Nr. 7307, S.748, Onlinevorabveröffentlichung, doi: 10.1038/nature09061 ddp/wissenschaft.de ? David Köndgen
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