Die Schlussfolgerungen von Michael Cherney und Daniel Fisher von der University of Michigan basieren auf bekannten Effekten bei heutigen Elefanten: Wenn sie ungünstigen Umweltbedingungen ausgesetzt sind, wie beispielsweise durch Klimaeffekte, säugen sie ihre Jungen länger als üblich. Bejagung hat hingegen den gegenteiligen Effekt bei Tieren: Dieser Stress lässt sie früher erwachsen werden, was mit einer verkürzten Stillzeit einhergeht, erklären die Forscher. Genau das war ihnen zufolge vermutlich auch der Grund für die immer frühere Entwöhnungszeit beim Mammutnachwuchs, die aus ihren Untersuchungsergebnissen hervorgeht. Dies legt wiederum nahe, dass nicht der Klimawandel sondern der Mensch der entscheidende Faktor beim Niedergang der zotteligen Riesen war.
Wenn es keine Milch mehr gibt…
Grundlage der Studie bilden Isotopenanlaysen bei heutigen Elefanten: Die Forscher konnten zeigen, dass sich die Signatur der Isotopen des Elements Stickstoff beim Übergang von Milch-Ernährung zu fester Nahrung im Körper der Tiere in charakteristischer Weise verändert. Dadurch hinterlässt das Abstillen auch deutliche Spuren in ihren Stoßzähnen: Sie wachsen ähnlich wie die Ringe eines Baumes – auf diese Weise lässt sich sich genau ablesen, in welchem Lebensjahr ein jeweiliges Tier abgestillt wurde. Den Forschern zufolge kann man dies auf die ausgestorbenen Verwandten der Elefanten übertragen.
Um dem Abstillalter bei den Mammuts auf die Spur zu kommen, untersuchten Cherney und Fisher fossile Stoßzähne, die von 15 Jungtieren stammten, die zu unterschiedlichen Zeiten in Sibirien gelebt haben: Den Radiokarbondatierungen zufolge decken sie die Zeitspanne von vor 40.000 bis 10.000 Jahren ab. Die Isotopenanalysen der Stoßzähne führten zu dem Ergebnis: Zu Beginn der 30.000 Jahre gaben die Mammutkühe ihren Jungtieren noch acht Jahre lang Milch. Diese Stillzeit wurde dann immer kürzer, bis sie schließlich im Bereich der akuten Aussterbephase nur noch fünf Jahre dauerte.
Killer-Faktor Mensch?
„Diese Verschiebung hin zur früheren Entwöhnung bis zum Aussterben der Mammuts bietet überzeugende Hinweise für den Jagddruck als maßgeblichen Faktor. Unsere Ergebnisse sind hingegen nicht mit Theorien im Einklang, wonach die Klimaveränderungen das Aussterben der großen Säugetierarten am Ende der Eiszeit verursachten“, sagt Cherney. „Diese Ergebnisse werden die Debatte wohl nicht beenden, aber sie repräsentieren einen neuen Blickwinkel bei der Betrachtung der Frage, die Wissenschaftler bislang in zwei Lager spaltet“, so der Paläontologe.
Klar ist: Vor etwa 10.000 Jahren kam das Aus für die Mammuts Nordamerikas und die Festlandmammuts Sibiriens. Doch lange hielten sie noch einen letzten Posten: die russische Wrangelinsel. Das letzte Mammut starb hier erst etwa zur Zeit als die Ägypter ihre Pyramiden bauten, wie rund 4.000 Jahre alte Fossilienfunde von der Insel belegen. Der steigende Meeresspielgel am Ende der Eiszeit hatte die dort existierende Mammutpopulation isoliert. Hatte dies die Tiere vor dem Schicksal ihrer Artgenossen auf dem sibirischen Festland bewahrt? Funde scheinen das zu belegen: Die ältesten Spuren menschlicher Besiedlung auf der Wrangelinsel stammen genau aus der Zeit, als auch dort die letzten Mammuts verschwanden.