Aminosäuren in Meteoriten und Lebewesen zeigen eine merkwürdige Übereinstimmung: In beiden kommt bevorzugt die linkshändige Variante zweier spiegelbildlich gleicher Formen vor. Das lässt amerikanische Forscher darüber spekulieren, ob die Grundbausteine des Lebens aus dem All kamen.
Wie Michael Engel von der University of Oklahoma und Stephen Macko von der University of Virginia gestern auf der
Jahrestagung der Geological Society of America in Seattle berichteten, gehören alle acht bislang in Meteoriten entdeckten Aminosäuren zu den 20 Aminosäuren, die von Lebewesen verwendet werden. Eine weitere Aminosäure, Glycin, wurde kürzlich in einer interstellaren Wolke entdeckt. Da bislang kein Mechanismus bekannt ist, mit dem in der unbelebten Natur ein Überschuss an linkshändigen Aminosäuren hergestellt werden kann, denken Engel und Macko über eine extraterrestrische Herkunft der Proteinbausteine nach.
„Die Synthese oder bevorzugte Auswahl linkshändiger Aminosäuren war eine notwendige Voraussetzung für das Leben“, so Engel. „Aber die Prozesse, die dafür verantwortlich sein könnten, sind unbekannt.“ Da auf der jungen Erde ständig Meteoriten einschlugen und außerdem bekannt sei, dass eine bestimmte Meteoritensort, die so genannten kohligen Chondriten, Aminosäuren enthalten können, müsse man über die Alternative nachdenken, dass die Erde sozusagen aus dem Weltall befruchtet worden sei, sagen die Forscher.
Zwar wurden in Meteoriten bislang erst acht Aminosäuren entdeckt. Engel und Macko vermuten jedoch, dass auch die anderen zwölf Aminosäuren des Lebens auf diesen Himmelskörpern zu finden sein müssten, aber wegen mangelhafter Analysemethoden bislang nicht entdeckt wurden.
Ute Kehse