Im Sternbild Sagittarius, dem Schützen, gibt ein planetarer Nebel Rätsel auf. Aus der 18.000 Lichtjahre entfernten Gaswolke Henize 3-1475 entweicht ein Teilchenstrahl, ein so genannter Jet, mit etwa tausend Kilometern pro Sekunde. Forscher um Angels Riera von der Universidad Politecnica de Catalunya in Barcelona haben den Nebel jetzt genauer unter die Lupe genommen, um der Quelle des Jets auf die Spur zu kommen.
In der Zeitschrift Astronomy and Astrophysics berichten Riera und seine Kollegen, dass die Quelle der schnellen Strahlen sich bewegt wie ein Rasensprenger: Die Forscher kombinierten Aufnahmen des
Hubble-Teleskops mit Bildern von Boden-Teleskopen. Dabei entdeckten sie, dass die S-förmige Gestalt des Nebels und die Hypergeschwindigkeits-Jets von einer zentralen Quelle erzeugt werden, die zwei Gasströme in entgegengesetzte Richtungen abgibt und mit einer Periode von 1.500 Jahren um ihre Drehachse taumelt.
Der Gasstrom ist zudem nicht gleichmäßig, sondern variiert in Abständen von hundert Jahren. Der Jet erscheint daher nicht als gleichförmiger Strahl, sondern besteht aus hellen Knoten.
Die Ursache für dieses merkwürdige Verhalten kennen die Astronomen nicht. Die Forscher spekulieren, dass magnetische Zyklen des zentralen Sterns des Nebels – einem hellen Giganten von drei bis fünf Sonnenmassen – der Grund sind. Eine andere Möglichkeit wäre der Einfluss eines unsichtbaren Begleitsterns, so Riera und Kollegen.
Jets, die auch in Quasaren, aktiven Galaxien und in der Nähe von Schwarzen Löchern auftreten, sind allgemein noch nicht gut verstanden. Insbesondere in planetaren Nebeln, den späteren Geburtsstätten von Planetensystemen, sind die „Düsen“, aus denen die schnellen Teilchenstrahlen kommen, meist von Staub verborgen.
Ute Kehse