In Europa gibt es jedes Jahr mehr Blütenpollen. Das hat eine Langzeitstudie deutscher Wissenschaftler ergeben. Besonders betroffen sind städtische Gebiete.
In Deutschland leidet jeder Vierte an Allergien, Tendenz steigend. Besonders weit verbreitet: Heuschnupfen. Laut Statistiken beginnt mit dem Pollenflug im Frühjahr für immer mehr Menschen eine lange Saison des Schniefens, Niesens und Augenjuckens. Die Ergebnisse eines Forscherteams um Annette Menzel von der Technischen Universität München bestätigen die Vermutung, dass der Klimawandel dafür verantwortlich ist: Die Ökoklimatologin verglich die Trends von über 1.200 Pollenzeitreihen: Dafür waren an 97Standorten in ganz Europa zehn Jahre lang die Mengen an allergologisch wichtigen Pollen bestimmt worden.
Ländliche Regionen sind im Vorteil ? noch
Besonders betroffen sind laut den Ergebnissen Städte. Dort stieg die Menge an Pollen um 3 Prozent an, auf dem Land um 1 Prozent. Den Unterschied erklärt Menzel mit der höheren Schadstoffbelastung in urbanen Gebieten. Denn bisherige Forschung hat ergeben, dass eine erhöhte Kohlenstoff-Konzentration die Pollenproduktion beschleunigt. Verstärkt wird dieser Effekt durch die Bebauung: Sie verursacht eine Temperaturerhöhung um bis zu 3 Grad Celsius. Langfristig wird der Klimawandel dafür sorgen, dass sich auf dem Land die Bedingungen genauso entwickeln, glaubt Menzel. Städtische Gebiete stellen für sie deshalb ein interessantes Forschungsfeld dar, um die Folgen der Erderwärmung besser abschätzen zu können. ?Der Blick in die Klimazukunft fällt jedenfalls nicht nur für Stadtbewohner unerfreulich aus?, so die Wissenschaftlerin.
Chiara Ziello (Technische Universität München) et al.: PLoS ONE, doi: 10.1371/journal.pone.0034076 © wissenschaft.de ? Marion Martin