Michael Lamb vom California Institute of Technology in Pasadena und seine Kollegen nutzten dieses seltene Ereignis, um zu untersuchen, unter welchen Umständen es zu der Bildung von Canyons kommt. Auf Basis von zahlreichen Luftaufnahmen, topografischen Analysen und Messungen des Wasservolumens sowie der Fließgeschwindigkeit der Fluten gelang es ihnen, den genauen Entstehungszeitraum des Canyon Lake Gorge zu bestimmen: Drei Tage reichten den Wassermassen aus, um die Klamm auszuwaschen. Bislang wurde angenommen, dass die meisten Canyons über einen Zeitraum von vielen Millionen Jahren entstehen. Demnach graben Flüsse in einem langwierigen Erosionsprozess Schluchten in eine Ebene und beseitigen alle Hindernisse, die sich ihnen in den Weg stellen. Unterstützt wird die Wasserwirkung durch klimatische Veränderungen und tektonische Kräfte.
Nach Ansicht der Wissenschaftler könnten nach dem Vorbild des Canyon Lake Gorge viele Schluchten entstanden sein, wie beispielsweise der 1800 Meter tiefe und 450 Kilometer lange Grand Canyon im Südwesten der USA. Zudem dürften sich auch die gigantischen Schluchten auf dem Planeten Mars durch ähnliche Ereignisse gebildet haben. Auf dem Roten Planeten existieren zahlreiche mächtige Canyons, die bis zu 7000 Meter tief sind.
Fluten größten Ausmaßes sollen in der Frühgeschichte der Erde häufiger vorgekommen sein, schreiben die Forscher. Doch wie solche Katastrophen ausgesehen haben, sei schwer nachvollziehbar. Das ändere sich nun: Die Bedingungen, unter denen der Canyon Lake Gorge entstand, seien bekannt. Faktoren wie Abflussmenge, Dauer der Sturzflut sowie die Topografie vor und nach dem Ereignis sollen den Wissenschaftlern helfen, bessere Modelle zur Rekonstruktion urzeitlicher Mega-Fluten auf Erde und Mars zu entwickeln.