Anzeige
1 Monat GRATIS testen, danach für nur 9,90€/Monat!
Startseite »

Saturn-Mond Enceladus: Da muss es einen Ozean geben!

Astronomie|Physik

Saturn-Mond Enceladus: Da muss es einen Ozean geben!
14-04-03 Enceladus.jpg
Image courtesy of NASA/JPL - Caltech
Eine Eiskugel im Orbit um Saturn – der Mond Enceladus wirkt oberflächlich betrachtet ausgesprochen kalt und tot. Doch offenbar hat es der kleine Trabant in sich: Fontänen aus Wassereis an seinem Südpol ließen bereits vermuten, dass es flüssiges Wasser unter seinem Eispanzer geben könnte. Nun sagen Wissenschaftler, es handelt sich mit großer Wahrscheinlichkeit sogar um einen Ozean, der in 30 bis 40 Kilometern Tiefe unter dem Eis große Teile der Südhalbkugel umfasst. Das Wasser steht vermutlich in Kontakt mit dem Gesteinskern des Mondes. Dies könnte potenziell lebensfreundliche Bedingungen ermöglichen, meinen die Forscher.

Neben seinem großen Bruder Titan wirkt Enceladus wie ein Winzling: Mit einem Durchmesser von 504 Kilometern nimmt er nur Platz sechs unter den 62 bekannten Monden Saturns ein. Doch der kleine Trabant hat in den vergangenen Jahren bereits für Schlagzeilen gesorgt: Aufnahmen der Raumsonde Cassini hatten gezeigt, dass er regelmäßig Eispartikel ins All spukt. Sie rieseln dann zurück auf seine Oberfläche und bilden dort eine bizarre Winterlandschaft. Die Fontänen gehen von Öffnungen in Rissen am Südpol des Mondes aus. Enceladus besitzt hier ungewöhnlich warme Stellen, zeigten die Untersuchungen. So wurde bereits vermutet, dass es dort unter dem Eispanzer flüssiges Wasser geben könnte. Seit diesen Entdeckungen steht Enceladus natürlich im Fokus des wissenschaftlichen Interesses. Dieser neugierige Blick hat nun erneut spannende Details offenbart.

Auch die Ergebnisse der Forscher um Luciano Iess von der Sapienza Universität in Rom basieren auf Daten der Raumsonde Cassini. Bei drei Passagen, die sie auf eine Entfernung von nur etwa 100 Kilometern an Enceladus heranbrachten, hatte die Sonde Daten über die Eigenschaften seines Schwerkraftfeldes gesammelt. Die Auswertungen zeigten, dass die Südpolregion des Mondes eine charakteristische Massenanomalie aufweist: Sie besitzt mehr Massenanziehungskraft, als es der Form von Enceladus eigentlich entsprechen würde. Den Forschern zufolge ist die Erklärung dafür: Unter der Oberfläche sitzt hier etwas Dichteres als Eis – nämlich flüssiges Wasser.

Ähnliche Ausmaße wie Lake Superior

Den genauen Berechnungen zufolge muss es sich um ein ausgesprochen umfangreiches Wasserreservoir handeln, das in etwa 30 bis 40 Kilometern Tiefe unter dem Eis in der Südpolregion sitzt: „Dieser Ozean reicht vermutlich bis zur Hälfte der Strecke zum Äquator des Mondes“, sagt Co-Autor David Stevenson vom California Institute of Technology in Pasadena. Er erreicht den Forschern zufolge damit Ausmaße wie der US-amerikanische Lake Superior – einem der größten Seen der Erde.

Den Schätzungen nach ist der verborgene Ozean etwa acht Kilometer tief – seinen Grund bildet der Gesteinskern von Enceladus, sagen die Forscher. Das aber macht das Ganze besonders spannend: Der Kontakt von Wasser und Gestein ermöglicht chemische Reaktionen, die wie im Fall der Erde Mikroorganismen als Lebensgrundlage dienen können. Enceladus beansprucht damit einen Platz unter den Himmelskörpern in unserem Sonnensystem, die als mögliche extraterrestrische Lebensräume in Frage kommen. Die Eigenschaften von Enceladus scheinen dabei ähnlich zu sein wie die des Jupitermondes Europa. Auch hier gehen Forscher von der Existenz eines Ozeans unter der Eisdecke aus. Das Wasser umspült dabei vermutlich ebenfalls einen Gesteinsgrund. Der Nachweis von Lebensformen unter den Eispanzern von Europa bezeihungsweise Enceladus erscheint indes schwierig. Doch spezielle Missionen könnten diese Frage vielleicht eines Tages klären. Sollte diese Vision Wirklichkeit werden, könnte die Menschheit also erfahren, ob  das Leben auch auf solchen bizarren Himmelskörpern Nischen finden kann.

Anzeige

Originalarbeit der Forscher:

© wissenschaft.de – Martin Vieweg
Anzeige

Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

  • Wie kann die Wissenschaft helfen, die Herausforderungen unserer Zeit zu meistern?
  • Was werden die nächsten großen Innovationen?
  • Was gibt es auf der Erde und im Universum noch zu entdecken?

Hören Sie hier die aktuelle Episode:

Aktueller Buchtipp

Sonderpublikation in Zusammenarbeit  mit der Baden-Württemberg Stiftung
Jetzt ist morgen
Wie Forscher aus dem Südwesten die digitale Zukunft gestalten

Wissenschaftslexikon

Stu|den|ten|blu|me  〈f. 19; Bot.〉 Korbblütler mit gelben bis bräunlichen Blüten: Tagetes patulus; Sy Samtblume … mehr

vi|va|ce  〈[vivat] Mus.〉 lebhaft (zu spielen) [ital., ”lebhaft, munter“ <lat. vivax … mehr

An|ker|plat|te  〈f. 19; Bauw.〉 mit einer Platte versehener Anker, den man mittels Schraube anziehen (verkürzen) kann

» im Lexikon stöbern
Anzeige
Anzeige
Anzeige