Wie die Forscher um Tilmes nun nachrechneten, ist dies jedoch eine Therapie mit heftigen Nebenwirkungen. Dazu simulierten sie die Entwicklung der Ozonschicht für drei Szenarien in Computermodellen: das Ausgangsszenario ohne Aerosolzunahme in der Stratosphäre, also ohne künstliches Geo-Engineering oder Vulkanismus, sowie die Auswirkungen zweier verschiedener Aerosoldosierungen und -teilchengrößen. Den Beginn des Geo-Engineerings legten sie auf das Jahr 2010, um mit dem nötigen Vorlauf auf die für 2050 bis 2100 vermutete Verdopplung des Kohlendioxids reagieren zu können.
Die zusätzlichen Aerosole verstärken den Ozonabbau in der Stratosphäre insbesondere im Winter deutlich, fanden die Forscher heraus. Eine ganze Reihe an Einflussgrößen haben die Forscher in ihrer Rechnung allerdings unberücksichtigt gelassen, darunter einige, die den Ozonabbau weiter beschleunigen. Dazu zählen beispielsweise zusätzliche Partikel durch Vulkanausbrüche und verschiedene Strömungsphänomene in der Atmosphäre. „Wir müssen noch sehr viel mehr über die möglichen Auswirkungen des Geo-Engineering lernen, bevor wir eine Injektion von Sulfataerosolen in Erwägung ziehen können“, sagt der an der Untersuchung beteiligte Forscher Rolf Müller vom Forschungszentrum Jülich.
Allgemein ist die Haltung von Wissenschaftlern zum Geo-Engineering ist sehr unterschiedlich. Einige warnen prinzipiell vor einem massiven ingenieurtechnischen Eingriff in das Klimageschehen. Andere halten einen Eingriff für unkalkulierbar angesichts der kaum verstandenen Komplexität des Erdklimas. Wieder andere fordern, jede erdenkliche Option zum Abwenden des Treibhausklimas zumindest ausführlich zu untersuchen.