„Die Nebelschleier bestehen aus Schwefelsäure“, berichtet Venus-Express-Koordinator Dmitri Titov vom Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung in Katlenburg-Lindau. Deren Bildung erklären sich die Wissenschaftler so: Unterhalb von siebzig Kilometern Höhe enthält die kohlendioxidreiche Venusatmosphäre geringe Mengen an Wasserdampf und gasförmigem Schwefeldioxid. Gelangen diese Verbindungen durch bisher unbekannte atmosphärische Prozesse in höhere Schichten, werden sie durch die energiereiche UV-Strahlung der Sonne in hochreaktive Bruchstücke gespalten, die wiederum miteinander Schwefelsäuremoleküle bilden. „Der Prozess ähnelt ein bisschen dem, was mit dem Smog über Großstädten passiert“, erläutert Titov. Die Helligkeit entsteht, weil die Schwefelsäure UV-Licht stärker reflektiert als die restlichen Bestandteile der Atmosphäre. Zersetzt sie sich wieder, verschwindet auch das Leuchten.
Im Gegensatz zu den hellen Formationen ist die Entstehung der dunklen Bereiche für die Forscher ein Rätsel. Als nächstes wollen sie daher die Identität der chemischen Verbindungen ergründen, die in diesen Bereichen die UV-Strahlung absorbieren. Zudem sollen die dynamischen, chemischen und mikrophysikalischen Prozesse untersucht werden, die dem Transport von Wasser und Schwefeldioxid in die höheren Atmosphärenschichten zugrundeliegen. Die Raumsonde Venus Express befindet sich seit Anfang April 2006 in einer Umlaufbahn um die Venus und hat den Planeten seitdem mehr als 600 Mal umrundet.