Anzeige
1 Monat GRATIS testen, danach für nur 9,90€/Monat!
Startseite »

Schwindsucht als Grabbeigabe

Astronomie|Physik Erde|Umwelt

Schwindsucht als Grabbeigabe
tuberkulose_onl.jpg
Im Taucheranzug mussten die Forscher die Skelettfunde einer versunkenen Grabstätte bergen. Bild: Tel-Aviv-Universität
Bei einem vor rund 9.000 Jahren gestorbenen Mutter-Kind-Paar haben britische und israelische Forscher Tuberkulose als Krankheitserreger und mutmaßliche Todesursache erstmals mit genetischen Methoden direkt nachgewiesen. Die Skelette lagen in einer vor der israelischen Küste versunkenen Grabstätte, die Knochen und Bakterien unter Luftabschluss gut konservierte. Die Forscher um Mark Spigelman vom University College London konnten in den Knochen noch Abschnitte des Erbguts und Reste der Zellmembran der Tuberkuloseerreger ausmachen. Sie bestätigten damit andere Befunde, dass die Tuberkulose in der Jungsteinzeit im Zuge der Domestikation des Viehs nicht vom Tier auf den Menschen übersprang, sondern sich über einen langen Zeitraum parallel mit dem Menschen entwickelte.

Bislang konnten Wissenschaftler bei sehr alten Skelettfunden nur indirekt auf Tuberkulose als Krankheit und Todesursache beim Menschen schließen: Sie hinterlässt charakteristische Spuren an den Schädelknochen. Den ältesten dieser Funde datieren Paläontologen auf rund 500.000 Jahre. Allerdings ist diese Zuordnung nicht immer eindeutig, wie kritische Wissenschaftler betonen. Die Forscher um Spigelman suchten daher an Graborten gezielt nach diesen sogenannten Knochenläsionen und hofften, auf konservierte Zellrückstände zu stoßen. Am Ort Alit-Yam in den Fluten des Mittelmeers vor der israelischen Küste wurden sie bei einem Mutter-Kind-Paar fündig. Die Knochengröße und das Zahnwachstum ließen auf ein Alter von 25 Jahren bei der Mutter und von einem Jahr beim Kind schließen.

Die Forscher konnten in den Funden Erbgutfragmente des Tuberkuloseerregers Mycobacterium tuberculosis nachweisen. Reste der Lipidmembran des Erregers bestätigten den Befund. Die Forscher vermuten, dass die Mutter kurz nach der Geburt die Erkrankung auf das Kind übertrug. Bei unbehandelter Tuberkulose liegt die Sterbewahrscheinlichkeit bei 30 bis 40 Prozent, so dass das Paar vermutlich daran gestorben ist. Ferner entdeckten die Forscher, dass gegenüber dem Erbgut heutiger Tuberkelerreger den 9.000 Jahre alten Vorgängern ein Stück fehlt. Die Wissenschaftler wollen daraus ableiten, wie sich der Erreger über größere Zeiträume verändert. Aus Erkenntnissen zur Evolution des Bakteriums ließen sich dann Rückschlüsse für heutige Therapien ableiten, hoffen die Forscher.

Mark Spigelman (University College London) et al.: PLoS one, DOI:10.1371/journal.pone.0003426. ddp/wissenschaft.de ? Martin Schäfer
Anzeige

Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

  • Wie kann die Wissenschaft helfen, die Herausforderungen unserer Zeit zu meistern?
  • Was werden die nächsten großen Innovationen?
  • Was gibt es auf der Erde und im Universum noch zu entdecken?

Hören Sie hier die aktuelle Episode:

Aktueller Buchtipp

Sonderpublikation in Zusammenarbeit  mit der Baden-Württemberg Stiftung
Jetzt ist morgen
Wie Forscher aus dem Südwesten die digitale Zukunft gestalten

Wissenschaftslexikon

leu|ko|derm  〈Adj.; Med.〉 arm an Pigmenten, hellhäutig; Ggs melanoderm … mehr

Feu|er|schwamm  〈m. 1u; Bot.〉 früher zum Anmachen von Feuer u. zur Blutstillung verwendeter Röhrenpilz an Buchen u. Birken: Ungulina fomentaria; Sy Zunderschwamm … mehr

Hoch  〈n. 15〉 1 Hochruf, Trinkspruch 2 〈Meteor.〉 Hochdruckgebiet … mehr

» im Lexikon stöbern
Anzeige
Anzeige
Anzeige