Im Verlauf des Elbehochwassers im Sommer 2002 erreichte der Wasserpegel in Dresden am 17. August eine Höhe von 940 Zentimetern. Das war der höchste je gemessene Stand, seitdem der Pegel ab dem Jahr 1275 regelmäßig aufgezeichnet wurde. Klimawissenschaftler aus Köln, Berlin und Potsdam haben jetzt zusammen mit polnischen Kollegen den aktuellen Wissensstand zur zukünftigen Entwicklung von Hochwasser-Ereignissen in Mitteleuropa zusammengefasst.
Die Ursache sowohl der Elbeflut 2002 als auch der
Oderflut 1997 und der Weichselflut 2001 war ein so genanntes
Fünf-B-Tief ? auch Vb-Zyklon genannt. Über Nord- und Mitteleuropa liegende Kaltluft zwingt ein solches Tief dazu, einen „Umweg“ übers Mittelmeer zu nehmen. Dort nimmt es warme feuchte Luft auf, die es über Oberitalien, Österreich, Ungarn und Polen bis zur Ostsee transportiert. Trifft diese warme feuchte Luft auf Kaltluft oder auf ein Gebirge, dann wird sie zum
Aufsteigen gezwungen. Die Folge sind starke, lang anhaltende Niederschläge.
Im Sommer erreichen im Durchschnitt ein bis zwei Fünf-B-Tiefs Mitteleuropa. Klimamodellrechnungen prognostizieren, dass diese Tiefs bei der zu erwartenden Klimaerwärmung in Zukunft um 20 bis 30 Prozent seltener werden. Aber die Fünf-B-Tiefs, die Mitteleuropa zukünftig erreichen, werden häufiger als bisher zu extremen Niederschlagsmengen führen und das Risiko für Flutkatastrophen in den bereits früher von Hochwässern betroffenen Gebieten in Mitteleuropa erhöhen.
Eine Animation der Zugbahn eines Fünf-B-Tiefs finden Sie beim Institut für Geographische Wissenschaften der Freien Universität Berlin.
Zbigniew Kundzewicz et. al.: Natural Hazards (2005) 36, 165-189
Axel Tillemans