Nur noch wenige Jahrzehnte werden sich Skiläufer auf dem Tsanfleuron-Gletscher in der Nähe des Nobel-Skiortes Gstaad tummeln können. In hundert Jahren könnte der drei Kilometer lange Eisstrom auf ein Viertel seiner heutigen Größe zusammengeschrumpft sein, warnt der Waliser Forscher Bryn Hubbard von der University of Wales in Aberystwyth pünktlich zum Beginn der Wintersportsaison.
Zurzeit schrumpft der Tsanfleuron-Gletscher um zehn bis 15 Meter pro Jahr. Für Hubbard, der die Alpengletscher seit 15 Jahren beobachtet, steht es außer Zweifel, dass die globale Erwärmung Realität ist. Der Rückzug der Gletscher zeige dies deutlich an. Seiner Prognose zufolge werden die Gletscher langsamer dahinschwinden, wenn sie sich in höhere Lagen zurückziehen.
Hubbard rückt dem 3.000 Meter hohen Tsanfleuron-Gletscher, einem der beliebtesten Sommerskigebiete der Schweiz, nun mit Bohrgerät und Bodenradar zuleibe, um dessen Reaktion auf die Klimaerwärmung zu untersuchen. Damit will er herausfinden, wie stark der Meeresspiegel infolge der Gletscherschmelze in aller Welt im nächsten Jahrhundert ansteigen wird.
In ihrem letzten Bericht haben die Experten des internationalen Klima-Rates IPCC ihre Prognose auf einen Anstieg von 20 bis 40 Zentimeter bis zum Jahr 2100 nach unten revidiert. Doch gerade die Reaktion kleinerer Gebirgsgletscher ist bislang schlecht verstanden.
Ute Kehse