Die Vorfahren der heutigen Vögel lebten am Wasser und ähnelten Wasservögeln wie Enten und Tauchern. Das schließen chinesische und amerikanische Paläontologen aus der Analyse von Fossilien, die in der chinesischen Provinz Gansu gefunden worden waren. Die untersuchten Überreste stammen von Vögeln der Art Gansus yumenensis, die vor 105 bis 115 Millionen Jahren lebten und sich wie heutige Wasservögel wahrscheinlich schwimmend und tauchend fortbewegten.
Die ersten Fossilien von Gansus yumenensis waren bereits 1983 entdeckt worden, blieben jedoch von Paläontologen lange weitgehend unbeachtet. Die Wissenschaftler um Hai-lu You konnten nun anhand von fünf neu entdeckten Skeletten jedoch zeigen, welch wichtiger Meilenstein in der Evolution moderner Vögel Gansus yumenensis war: „Sie füllen die Lücke zwischen den frühen Vögeln und der Explosion der Artenvielfalt in der Kreidezeit am Ende des Zeitalters der Dinosaurier“, erklärt Mitautor Peter Dodson von der Universität von Pennsylvania in Philadelphia.
Diese Vorfahren moderner Vögel lebten vom und mit dem Wasser, fanden die Wissenschaftler in ihrer Analyse der fossilen Überreste heraus, unter denen sich zwar Spuren von Federn, jedoch kein einziger Schädel befand. So hatten die Vögel Schwimmhäute an den Füßen und wiesen eine Knochenstruktur an den Beinen auf, die auf eine besonders kräftige Muskulatur zum Schwimmen und Tauchen hindeutet. Die Vögel ernährten sich wahrscheinlich wie heutige Wasservögel von Fischen und Insekten, vermuten die Wissenschaftler.
Auf das Landleben spezialisierte Vögel hat es zwar zu dieser Zeit schon gegeben, doch diese starben mit den Dinosauriern vor etwa 65 Millionen Jahren aus. Die Nachfahren von Gansus yumenensis hingegen breiteten sich nicht nur im Wasser aus, sondern besiedelten nach und nach auch das Land. Aus ihnen entwickelten sich die modernen Vögel mit ihren vielen tausend Arten.
Hai-lu You (Chinesische Akademie für Geowissenschaften, Bejing) et al.: Science, Bd. 312, S. 1640 ddp/wissenschaft.de ? Ulrich Dewald