Vor ungefähr 8.000 Jahren löste ein gewaltiger Erdrutsch am Ätna auf Sizilien eine Katastrophe im östlichen Mittelmeer aus: Eine ganze Flanke des Vulkans sackte damals ins Meer ab und brachte weitere Ablagerungen vor der Küste Siziliens ins Rutschen. Der dadurch ausgelöste Tsunami rollte durch das gesamte östliche Mittelmeer und brachte womöglich Steinzeitmenschen im heutigen Israel dazu, ihre Siedlung zu verlassen. Das zeigen Modellrechnungen, die Maria Teresa Pareschi vom Nationalen Institut für Geophysik und Vulkanologie in Pisa und ihre Kollegen in der Zeitschrift Geophysical Research Letters vorstellen.
Die Forscher entdeckten vor kurzem vor der Ostküste Siziliens Ablagerungen mit einem Gesamtvolumen von 20 Kubikkilometern, die bis zu 20 Kilometer vor der Küste liegen. Ihrer Meinung nach handelt es sich um eine gewaltige Schuttlawine vom Ätna, die binnen weniger Minuten ins Meer abrutschte. Dabei verschwand ein großer Teil des Berges im Meer, und das heutige Valle del Bove entstand, ein hufeisenförmiger Einschnitt an der Ostseite des Vulkans.
Wie die Forscher schreiben, sprechen noch andere geologische Hinweise zu der Theorie, dass es am Ätna sogar mehrfach zu solchen Katastrophen kam: Im Ionischen Meer, dem Teil des Mittelmeeres, der sich zwischen Süditalien, Griechenland und Libyen erstreckt, sind Schichten aus wild durcheinandergewürfeltem Gestein weit verbreitet. Solche chaotischen Schichten sind typisch für Tsunamis. Die Forscher schließen daraus, dass schon früher Teile des Vulkans ins Meer rutschten.
Maria Teresa Pareschi (Nationales Institut für Geophysik und Vulkanologie, Pisa, Italien) et al: Geophysical Research Letters, Bd. 33, L22608, doi:10.1029/2006GL027790, 2006 Ute Kehse