Zur Überraschung der Forscher stellte sich heraus, dass die Sternendichte am Ende der hellen Scheibe der Spiralgalaxie nicht abrupt, sondern nur langsam abnimmt. Allerdings sind die Sterne in den Außenbezirken schon recht alt und leuchten daher eher schwach. „Vor einigen Milliarden Jahren leuchteten die „Vororte“ von NGC 300 aber ebenso hell wie die innere Metropole“, sagt Bland-Hawthorne.
Für den Astronomen und seine Kollegen ist es rätselhaft, wie sich so weit entfernt vom Galaxienzentrum überhaupt Sterne bilden konnten. „Es dauert unglaublich lange, um Sterne so gleichmäßig über eine so große Fläche zu verteilen“, sagt Teammitglied Bruce Draine von der Princeton University. „Es ist daher wahrscheinlicher, dass die Sternenetstehung schon vor sehr langer Zeit stattfand, vielleicht schon vor zehn Milliarden Jahren.“
Erst kürzlich fanden Astronomen heraus, dass auch die Andromeda-Galaxie doppelt so groß ist wie bislang gedacht. Bei vielen anderen Galaxien scheint die Sternenverteilung aber bei einem bestimmten Durchmesser sprunghaft abzubrechen. „Wir erkennen jetzt, dass es unterschiedliche Typen von Galaxienscheiben gibt“, sagt Ken Freeman von der Australian National University.
Zu welchem Typ die Milchstraße gehört, ist noch unklar. Nach bisherigen Schätzungen hat sie einen Durchmesser von 100.000 Lichtjahren ? etwas mehr, als jetzt für NGC 300 angenommen wird. „Unsere Galaxie ist aber viel heller und massiver als NGC 300“, berichtet Bland-Hawthorne, „also könnte sie vielleicht in Wirklichkeit 200.000 Lichtjahre breit sein.“
J. Bland Hawthorne et al.: „NGC 300: An Extremely Faint, Outer Stellar Disk Observed to 10 Scale Lengths“, The Astrophysical Journal, 629:239-249