Conlon und Renfrew berechneten nun, welchen Einfluss die Polartiefs auf die Tiefenwasserbildung im Nordatlantik haben. Im Meeresgebiet zwischen Grönland, Island und Norwegen sinkt an vielen Tagen im Jahr kaltes, salzreiches Wasser von der Oberfläche bis in die Tiefsee und breitet sich dann am Boden des Atlantiks bis in niedrige Breiten aus. Das Absinken des kalten Wassers im Norden hält das Förderband der Meeresströmungen im Atlantik in Gang. Es beginnt mit dem Golfstrom vor Florida und geht dann in den Nordatlantikstrom über, der Wärme und Feuchtigkeit nach Nordwesteuropa transportiert.
Wie die beiden Forscher berichten, spielen die Polartiefs eine wichtige Rolle dabei, die Tiefenwasserbildung in Gang zu setzen. Die Sturmwinde durchmischen die obersten Meeresschichten und kühlen das Wasser stark aus. So wird es schwer genug, um in die Tiefe sinken zu können. Die Forscher untersuchten mit einem Computermodell, welchen Einfluss die Polartiefs haben. Dazu ließen sie Klimamodelle einmal mit und einmal ohne solche Tiefdruckgebiete durchlaufen. ?Sie sind schwer vorherzusagen, spielen aber eine große Rolle dabei, die großräumige Ozeanzirkulation anzutreiben?, sagt Ian Renfrew.
Durch die globale Erwärmung werden sich die Polartiefs vermutlich in Zukunft aus dem Nordatlantik ins Nordpolarmeer verlagern. Renfrew und Condron vermuten, dass sich die Wärmepumpe im Nordatlantik dadurch abschwächen könnte. Um Klarheit zu bekommen, sollten die Polartiefs in Zukunft in Klimamodelle eingebaut werden, schlagen die Forscher vor.