Eine grundlegende Aufgabe von Reiter bei der Astrolab-Mission war die Installation und Inbetriebnahme europäischer Forschungstechnologie. Darunter befindet sich beispielsweise das Lungenfunktionsgerät PFS. Dieses Analyseinstrument überprüft die ausgeatmete Luft der Astronauten und kann daraus fast unmittelbar den Gesundheitszustand der Lunge und sogar des Herzens ermitteln. „Die Atmungsorgane von Astronauten sind in der Schwerelosigkeit besonders gefährdet“, erklärt Isakeit. „Staub und Luftpartikel sinken auf der Erde irgendwann zu Boden. In einer Raumstation ist das nicht so und das kann dann Entzündungen hervorrufen“. Das Schnelltest-Gerät PFS ist extra für den Weltraum entwickelt worden klein, leicht und einfach zu bedienen. Wenn solche handlichen Geräte aber erst einmal entwickelt sind, finden sie schließlich häufig auch Anwendung auf der Erde. „Die Weltraumforschung ist ein Technologietreiber“, erklärt Isakeit.
Es klingt eigentlich paradox, aber für die Schwerelosigkeitsforschung an Pflanzen installierte Reiter auf der ISS ein Gerät, das wiederum künstlich Schwerkraft erzeugen kann. Die Pflanzenzuchtanlage EMCS lässt sich in eine Zentrifuge verwandeln, um bei Bedarf auch im All wieder eine dosierte Beschleunigungskraft auf die Pflanzen wirken zu lassen. So können direkt in der Schwerelosigkeit Vergleichsexperimente unter Gravitationsbedingungen durchgeführt werden, wie sie auf der Erde herrschen. „Das soll nicht etwa für viel Geld Bedingungen herstellen, die man auf der Erde umsonst hat, sondern zeigen, ob ein beobachteter Effekt tatsächlich schwerkraftabhängig ist also kommt und geht, wenn die Schwerkraft an oder abgeschaltet wird“, erklärt Isakeit.
Sogar ein kommerzielles Forschungsprojekt war Teil der Astrolab-Mission. „Skincare“ soll die beschleunigte Hautalterung in der Schwerelosigkeit untersuchen und wird von der Kosmetikindustrie gesponsert. Dafür musste Thomas Reiter mit seiner eigenen Haut herhalten. Mit einem Messgerät testete der 48-Jährige regelmäßig den Wasserverlust seiner Haut und kontrolliert, ob neue Fältchen dazugekommen sind. So könnte zukünftig auch der positive Effekt von Hautcremes im Zeitrafferverfahren getestet werden.
Trotz der vielen Experimente war Astrolab allerdings keine reine Forschungsmission. „Thomas ist eigentlich nicht in erster Linie Wissenschaftler an Bord der ISS“, betont Martin Zell, bei der ESA verantwortlich für die Nutzung der ISS. „Ihm stehen nur insgesamt circa 150 Stunden in den sechs Monaten für Forschungszwecke zur Verfügung“. Reiter ist vor allem Flugingenieur, überwacht wichtige technische Systeme und nimmt Installations- und Wartungsarbeiten vor.
Bislang bestanden die Bordmannschaften aus Astronauten der amerikanischen Weltraumbehörde Nasa und russischen Kosmonauten, denn beide Nationen trugen auch die Hauptlast bei der Entstehung der Station. Mit Reiters Mission bauen jetzt die Europäer ihre Präsenz auf der ISS aus. „Die wertvollen Betriebserfahrungen, die Thomas auf der ISS gesammelt hat, sind dann enorm wichtig für den zukünftigen ISS-Missionsbetrieb“, sagt Zell. Die ESA will die Forschung auf der ISS künftig weiter ausbauen: Der nächste große Schritt wird das europäische Weltraumlabor „Columbus“ sein, das 2007 an die ISS andocken soll und gleichzeitig vier interne und zwei externe Forschungsanlagen umfassen wird.